Banner Gymnasuim Lehrte

16thag01-web

Drei erfolgreiche Aufführungen des Theaterstückes „Phantom – Ein Spiel“

Unter der bewährten Leitung von Friedrich Uwe Röber fanden am 7., 9. und 10. Juni drei Aufführungen des Theaterstückes „Phantom – Ein Spiel“ statt. Die Theater AG des Gymnasiums Lehrte brachte in diesem Jahr das neueste Theaterstück des Erfolgsautors Lutz Hübner auf die Bühne des Forums. Es ist erstaunlich, dass sie die Rechte dafür bekommen hat, denn Lutz Hübner ist der zurzeit beliebteste deutsche Autor für Stücke für junge Erwachsene. Gerade ist sein vorheriges „Frau Müller muss weg“ mit großem Erfolg in den Kinos gelaufen.

Hier folgt eine Rezension von Holger Warnecke:

„Roma, die heißen Roma“. „Mir doch egal wie die heißen. Das sind Zigeuner.“

F.-Uwe Röber bringt mit der Theater-AG des Gymnasiums Lehrte das brisante Stück PHANTOM (Ein Spiel) von Sarah Nemitz und Lutz Hübner auf die Bühne und beweist damit einen guten Griff

Das Theater behauptet ja immer wieder gesellschaftliche Relevanz. Manchmal will es sogar auf aktuelle politische Prozesse reagieren und hievt dann dramatische Schnellschüsse auf die Bühne, die behauptend und eindimensional bleiben und deren Aussage ganz dem bösen Wort Woody Allens gehorchen: „Hast du eine Botschaft – dann schick ein Telegramm“. Gut also, dass es auch andere Dramatiker gibt, die multiperspektivisch, aktuell, kurzweilig und zugleich leicht schreiben können. Das Autorenteam Sarah Nemitz und Lutz Hübner gehört dazu. Und gut, dass es Theatermacher gibt, die diese Texte auf die Bühne bringen. Friedrich-Uwe Röber, der langjährige Leiter der Theater-AG des Gymnasiums Lehrte, muss hier genannt werden. PHANTOM (Ein Spiel) von Nemitz / Hübner macht zwei starke Setzungen – eine inhaltliche und eine formale – und beide erweisen sich als sehr produktiv. Auf der inhaltlichen Ebene geht es darum, dass eine Mitarbeitergruppe einer Spätschicht aus einem Fastfood-Restaurant ergründen und verstehen will, warum und wieso ein Säugling bei ihnen ausgesetzt worden ist. Auf der formalen Ebene ziehen Nemitz / Hüber eine äußerst produktive Spiel–im–Spiel-Ebene ein, indem sie die Restaurant-Besatzung mit leichter Hand zu einer Improvisationstheatergruppe werden lassen. Und diese Improvisationstruppe macht nun genau das, was Improvisationsgruppen eben machen: Sie probieren aus. Sie schlüpfen in verschiedene Rollen. Sie testen Varianten aus, welche Geschichte sich hinter der vom ausgesetzten Säugling verbergen könnte. Als sehr aktuell, sehr politisch und sehr brisant entpuppt sich dann das, was die spielende Recherche der Gruppe zu Tage bringt, denn die Zuschauer bekommen einen tiefen Einblick in soziale deklassierte Milieus, in Schicksale von Flüchtlingen, in Denkmuster, Vorurteilsstrukturen und Verhaltensweisen, die uns in der Regel wenig geläufig sind. F.-Uwe Röber macht nun aus dieser inhaltlich-formalen Steilvorlage des Autorenteams das einzig Richtige: Er nimmt sie auf und bedient sie konsequent. Die Bühne im Gymnasium Lehrte stellt sich als funktionaler Spielort einer Improvisationstheatergruppe dar, der Wechselkleidung und einige wenige Requisiten bereit hält und ansonsten viel Platz zur Probe bietet. Röber vertraut ganz auf die Macht des Theaters und die Phantasie der Zuschauer, wenn er bspw. das Hineinschlüpfen in die Rolle einer Muslima ganz reduziert mit einem schnell um den Kopf gewundenen Schal andeutet. Gut so – mehr braucht es nicht. Weniger ist wie so oft einfach mehr. Seine 6 Spielerinnen und 1 Spieler schlüpfen im schnellen Wechsel leichtfüßig in verschiedene Rollen: Rieke Kohn, Hilke Böttcher, Ann-Kristin Schäl überzeugend in der Rolle der Blanca; Larissa Doelle berührt durch ihre Darstellung der Hartzer-Schlampe Annika, an deren Seite Philipp Blanke den Macho als kleinen Gernegroß bringt; weiterhin Christina Schimmelfennig, eindringlich in etlichen männlichen Rollen, genauso wie Mara Wesner in verschiedenen Rollen der Frau von nebenan. Alle bieten mit großer Spiellust in den 70 Minuten der Aufführung einen kurzweiligen, auch komischen und vor allem temporeichen Theaterabend, der sich unterhaltend einem brisanten und sehr aktuellen politischen Thema widmet.

16thag11-webRieke Kohn und Larissa Doelle

PHANTOM (Ein Spiel) von Nemitz / Hübner ist somit ein Stück, das genau in unsere politische Situation passt und das die gesellschaftlichen Umbrüche und Prozesse sehr intelligent und zugleich unterhaltend thematisiert. Und F.-Uwe Röber ist es in seiner Inszenierung mit der Theater-AG gelungen, die brisante Textvorlage zum vielschichtigen und anschaulichen Leben zu erwecken und so sein Publikum zu begeistern.

16thag19-webPhilipp Blanke, Hilke Böttcher, Mara Wesner, Rieke Kohn, Ann-Kristin Schäl, Christina Schimmelpfennig und Larissa Doelle

16thag17-webDer erfolgreiche Regisseur Friedrich-Uwe Röber