„Politik hautnah erleben“ hieß es für insgesamt 125 Schüler des 10. Jahrgangs des Gymnasiums Lehrte. Ein Motto, das sie vom 11.11 bis zum 13.11 in der Hauptstadt Berlin als außerschulischen Lernort in Verbindung mit dem Politik- und Geschichtsunterricht kennenlernen durften. Organisiert wurde die Fahrt, die inzwischen zum festen Bestandteil des schulischen Unterrichts des Gymnasiums gehört (insgesamt wurden bislang sieben Fahrten durchgeführt) wieder von den Lehrern Dr. Ralph Grobmann und Matthias Jäger und tatkräftig unterstützt und begleitet u.a. von der Schulleiterin Silke Brandes.
An einem kühlen Mittwochmorgen hat sich der gesamte 10. Jahrgang mit großer Vorfreude auf die Metropole Berlin vor dem Gebäude der SEK 1 getroffen. Mit zwei Großbussen und einem Kleinbus ging dann die Fahrt pünktlich gegen acht Uhr dreißig los. Gleich nach der Ankunft in Berlin und dem Einquartieren in der Jugendherberge in Wannsee durfte eine Gruppe von circa 50 ausgewählten Schülern den Bundesrat betreten und Interessantes über dessen Geschichte und Aufgabe erfahren. Zum einen erfuhren sie, dass in einer Halle, wo drei große metallene Stäbe über den Köpfen der Schüler schwebten, jene für die drei Gewalten (Legislative, Exekutive und Judikative) stehen. Den Schülern wurde aber nicht nur ein interessanter Vortrag über die Entwicklung und Ausrichtung des Bundesrates gehalten, sie duften vielmehr auch selbst in die Rolle der jeweiligen Innenminister aus den einzelnen Bundesländern schlüpfen und sich mit dem Thema „Legalisierung von Marihuana“ befassen, um abschließend ein Gesetz zu beraten und zu verabschieden.
Anschließend hatte jene Schülergruppe ein intensives Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten und Sprecher der ‚Linken‘ der SPD, Dr. Matthias Miersch, in dem er u.a. über die Aufgaben des Bundestages und die Pflichten eines Abgeordneten berichtete. Aber nicht nur Zuhören war angesagt, auch an die Schüler wurden Fragen gerichtet, so z.B. über das Thema ‚Fracking‘, das z.Z. in Deutschland kontrovers diskutiert wird. Einige Schüler erwiesen sich in diesem Zusammenhang durchaus als Spezialisten und ausgewiesene Kenner dieser Thematik. Aber auch die Gruppe durfte ihm Fragen jeglicher Art stellen, so z.B. über die aktuelle Flüchtlingspolitik, die er dann souverän und ausführlich beantwortete.
Die zweite Gruppe (circa 65 Schüler) hatte parallel dazu ein Gespräch mit der Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, Frau Dr. Flachsbarth, im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, die den Schülern ebenfalls wichtige Fakten zur aktuellen Flüchtlingslage und der Politik der Bundeskanzlerin erläuterte. Das Treffen musste an jenem Ort stattfinden, da die Bundeswehr ihr 60 jähriges Bestehen mit einem Großen Zapfenstreich vor dem Reichstag feierte Leider war es den Schülern nicht möglich, diesem Festakt beizuwohnen, da die Polizei dieser Anfrage nicht zustimmte.
Am nächsten Morgen ging es für den gesamten Jahrgang dann in die Gedenkstätte Hohenschönhausen, die ehemals ein sozialistisches Speziallager, dann ein sowjetisches Untersuchungsgefängnis und schließlich ein Gefängnis des Ministeriums für die Staatssicherheit der DDR war. Es war erschreckend zu erfahren, dass die Inhaftierten unter großer physischer und psychischer Folter leiden mussten. Zeitzeugen berichteten von ihren eigenen Erlebnissen und machten somit den Ausflug zu einem eindringlichen Erlebnis. Nähere diesbezügliche Informationen sind hier zu finden.
Nach dem Besuch der Gedenkstätte hatten die Schüler und Schülerinnen ausgiebig Zeit, selbst Berlin auf eigene Verantwortung zu erkunden. Auf dem Programm standen u.a. das Brandenburger-Tor, das KDW, der ‚Kudamm‘, das Olympiastadion, der ‚Alex‘.
Am Freitag dann informierten sich die Schüler und Schülerinnen selbstständig und mittels einer Führung im „Tränenpalast“ über den ehemaligen Grenzübergang Bahnhof Friedrichstraße, wo zwischen 1961 und 1989 West-Berliner und Bundesrepublikaner den Ost-Teil der Stadt betreten durften, um ihre Verwandten und Freunde in der DDR zu besuchen. Interessant war, zu erfahren, mit welchen Finessen die Grenzpolizei der DDR diese Besucher drangsalierten.
Anschließend wurde der (halbe) Jahrgang zum Essen ins Paul-Löbe-Haus eingeladen und direkt danach ging es in den Bundestag, wo die Schüler eine kontrovers geführte Debatte über das Thema, ob es eine Erweiterung der Gewerbesteuer geben solle, miterleben konnten.
Zum Schluss durften alle Schüler auf die Kuppel des Reichstages steigen und konnten die Aussicht über das nächtlich-illuminierte Berlin genießen. Während die einen Selfies machten, schauten sich die anderen auf großen Bildtafeln die Geschichte des Bundestages, beziehungsweise des Reichstages, interessiert an, die im Kuppelrund ausgestellt ist.
Noch am gleichen Tag wurde dann die Rückreise angetreten. Es waren jedoch „insgesamt drei erlebnisreiche als auch lehrreiche Tage in Berlin, die man sicherlich nicht so schnell vergessen wird“, resümieren einhellig Sascha Klein und Laura Fischer (10d).
Auch der Anzeiger Lehrte berichtete über diese Fahrt: