Eine Schulwoche ohne das Einerlei von Matheaufgaben, Englischvokabeln und Deutschaufsätzen: 21 Zehntklässler des Gymnasiums Lehrte beschäftigten sich stattdessen mit Marketingkonzepten, Produktionszahlen und Geschäftsberichten. In drei Gruppen lösten sie professionell die Aufgaben des „Management Information Game“, die das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW) stellte. Gastgeber der jungen „Vorstände“ war das Unternehmen Hellmann Worldwide Logistics in Lehrte.
Am Montagmorgen wurden die Gymnasiasten im Konferenzraum der Spedition begrüßt. Optisch waren die Schüler nicht mehr von den Hellmann-Mitarbeitern zu unterscheiden: Anzüge, Krawatten und Kostüme beherrschten das Bild. Geschäftsführer Udo Gütlinger stellte kurz sein Unternehmen vor – dann übernahm Andreas Mätzold vom BNW in seiner Funktion als Spielleiter das Ruder. „Das wird eine interessante, aber auch anstrengende Woche für euch werden“, prophezeite der erfahrene Trainer. Er sollte recht behalten.
Der einwöchige “Wirtschafts-Crash-Kurs” vermittelte den Teilnehmern ein fundiertes Rüstzeug zum Verständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge und zum Einstieg in das Berufsleben. Dazu hörten die Schüler eine Reihe von Vorträgen, die sie in verschiedene Aspekte des wirtschaftlichen Handelns einführten. Betriebsbesichtigungen bei Hellmann und Miele ergänzten die Theorie. „Ich habe eine Menge Dinge aus der Wirtschaft erfahren, die in der Schule nicht behandelt werden,“ lobte ein Schüler aus der Klasse 10f.
Am Dienstagnachmittag wurden den drei Schülergruppen, die miteinander konkurrierende Unternehmen darstellten, die Aufgabe gestellt, für den renommierten amerikanischen Küchenhersteller „Superkitch“ ein intelligentes Kühlschrankmodul zu entwickeln. Außerdem wurde ein stichhaltiges Werbekonzept für das neue Produkt erwartet. Am Donnerstagabend präsentierten die Firmen ihr Angebot vor Vertretern aus Wirtschaft, Verwaltung und Schule, die am Ende die Jury bildeten. Einer der Juroren war der Lehrter Bürgermeister Klaus Sidortschuk.
Bei der abschließenden Wahl ging die Firma SOT mit dem Produkt „Allue“ als Sieger vom Platz: Dieses ultraflache Modul zeigt nicht nur an, was noch im Kühlschrank ist, sondern scannt auch Barcodes und berät den Bediener bei Ernährungsfragen. Und “Allue” ist natürlich in modernen Farben zu haben! Die Schüler bestachen nicht nur durch die überzeugende PowerPoint-Präsentation, sondern auch durch intelligentes Reagieren auf die bohrenden Nachfragen, die mitunter sogar auf Englisch gestellt und beantwortet wurden.
Im Anschluss an die Präsentationen wurden alle Zehntklässler mit viel Anerkennung bedacht. Hasan Kurtulus, Geschäftsführer der Firma Kurt-Zeitarbeit, rief den Schülern zu: „Ich bin stolz auf euch!“ Gütlinger hob hervor, mit wie viel Fleiß und Ausdauer die drei Gruppen ans Werk gegangen sind: „Normalerweise brennt im meinem Büro am längsten Licht – in den letzten Tagen haben mich die Schüler überboten.“ Die Nachtschichten hätten sich auf jeden Fall gelohnt, bestätigte Hellmann-Personalleiter Holger Büttner. Fluglotse Thorsten Engel, der bereits 70 andere MIG-Präsentationen miterlebt hat, sagte voller Anerkennung: „ Hut ab. Das war eine der besten Veranstaltungen.“
Spielleiter Mätzold führte das hervorragende Abschneiden auch darauf zurück, dass die Schülergruppen sehr gut ausgewählt worden waren. Dieses Lob richtete sich nicht zuletzt an Dr. Ralph Grobmann, der im Lehrter Gymnasium für den Bereich der Berufs- und Studienberatung zuständig ist. Der Politiklehrer hat die erstmalige Teilnahme an dem Simulationsspiel entscheidend vorbereitet. „Wir wollen im kommenden Jahr direkt an den jetzigen Erfolg anknüpfen. Ich habe bereits einen Sponsor für das nächste MIG gefunden,“ stellte Grobmann befriedigt fest. In diesem Jahr traten die Stiftung NiedersachsenMetall, Hannover (Finanzsponsor), Miele & Cie. AG, Werk Lehrte (Inhalte), die Volksbank eG, Lehrte (Finanzsponsor + Inhalte) und die Continental AG, Hannover (Finanzsponsor + Inhalte) als Unterstützer auf. (Fil)