Ein neues dickes Brett, das die Schülerfirma des Gymnasiums bohrte, war die Mitarbeit beim Projekt „Gastarbeiterdenkmal“. Die Initiative ging aus von Hassan Kurtulus, einem angesehenen Lehrter Unternehmer, dessen Vater 1964 als Gastarbeiter nach Lehrte gekommen war. Nach Wolfsburg ist Lehrte die zweite Stadt in Niedersachsen, die solch ein Denkmal präsentieren kann, dank der Spende der 45.000 Euro teuren Statue durch Hasan Kurtulus. Im Beisein vieler Prominenter wurde das Denkmal am 13. Mai enthüllt. An diesem Freitag und am folgenden Sonntag lud die Schülerfirma zur Besichtigung einer eigens hierfür erstellten Ausstellung in das Forum ein. Hier konnte auch die von der Schülerfirma erstellte Dokumentation erworben werden. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch Szenen einer DSP-Gruppe, die die Situation der Gastarbeiter abbildeten.
In gespannter Erwartung: Dr. Grobmann und die Schulleitung
Bürgermeister Prüße und Ministerpräsident Weil betonten den wichtigen Beitrag der Gastarbeiter.
Die am Projekt beteiligten Lehrkräfte hören gespannt zu.
Ministerpräsident Weil bewies Humor, indem er sich daran erinnerte: “Ich war ja selbst mal Bürgermeister in einer Stadt im Schatten von Lehrte.”
Hassan Kurtulus erinnert sich an die ersten Jahre in Lehrte und möchte mit dem Denkmal die Gastarbeiter der ersten Stunde ehren.
Bei der Enthüllung: Göksel Güner, COO von Komatsu-Hanomag, Unternehmer und Stifter Hasan Kurtulus, Ministerpräsident Stephan Weil, die türkische Generalkonsulin Gül Özge Kaya und Bürgermeister Frank Prüße.
Nach der Enthüllung begrüßen Silke Brandes, Dr. Ralph Grobmann und Markus Bauer die Gäste im Forum.
Zahlreiche Gäste nutzten am Freitag und am Sonntag die Ausstellung.
Szenische Darstellung der Ankunft und der Anwerbung durch Arbeitgeber!
Vor der Einführung der Handys kam es zu langen Schlangen vor den Telefonzellen, wenn man in die Heimat telefonieren wollte.
Die Mitarbeiter der Schülerfirma
Die Ausstellung!
Auch persönliche Erinnerungstücke wurden zur Verfügung gestellt.
In der HAZ/NP schrieben Katja Eggers und Antje Bismark:
Unternehmer Hasan Kurtulus setzt Gastarbeitern ein Denkmal
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) lobt Lehrte
Schüler arbeiten Geschichte auf
Noch sitzt die Figur am Rand der Bank, nicht in der Mitte, scheinbar auf dem Sprung – doch Zeitarbeitunternehmer Hasan Kurtulus hofft, dass die Menschen, die die Bronzestatue symbolisch darstellt, inzwischen angekommen sind. Der Mann mit Krawatte, Anzug, Hut und dem Köfferchen setzt all jenen Frauen und Männern ein Denkmal, die in den Sechzigerjahren als Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter nach Deutschland kamen. Es ist die erste Erinnerung dieser Art in der Region Hannover.
Fast zwei Jahre liegen zwischen der ersten öffentlichen Ideenpräsentation und diesem Freitag, als Kurtulus die lebensgroße Bronzefigur nun gemeinsam mit Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Bürgermeister Frank Prüße (CDU) offiziell in Lehrtes Innenstadt enthüllte. Für die Finanzierung und Pflege des 45 000 Euro teuren Denkmals zeichnet der Lehrter Unternehmer verantwortlich, und er betont dabei, dass es nicht um türkische Gastarbeiter, sondern um Frauen und Männer aller Nationalitäten geht.
Wie wichtig dieses Symbol ist, zeigte am Freitag die hohe politische Prominenz. Neben Weil waren auch zahlreiche Landtags- und Regionsabgeordnete sowie die türkische Generalkonsulin Gül Özge Kaya zum Citycenter gekommen. In Niedersachsen erinnere sonst lediglich eine Skulptur in Wolfsburg an die Gastarbeiter. „Andere Städte denken darüber nach, aber Lehrte macht es – ich ziehen vor dieser Stadt den Hut“, sagte Weil in seinem Grußwort.
Der Ministerpräsident erinnerte an die Abwerbeabkommen mit Ländern wie Italien, Spanien, Griechenland und der Türkei, die in Deutschland ab 1955 den Arbeitskräftemangel decken sollten. Seitdem sind laut Weil 14 Millionen Gastarbeiter nach Deutschland gekommen. Elf Millionen gingen wieder zurück, aber drei Millionen blieben. „Ohne sie hätte der wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland nicht stattgefunden“, betonte Weil.
Prüße hob hervor, dass aus den Zugereisten in Lehrte längst Nachbarn, Klassenkameraden, Mannschaftskollegen und Freunde wurden. „Und allen ist gemein, dass sie mit ihrer Arbeit dazu beigetragen haben, dass Lehrte zu der Stadt geworden ist, die sie heute ist“, sagte Prüße.
Er bezeichnete Kurtulus als „Integrations-Pionier“ und Paradebeispiel dafür, was mit Willen, Fleiß und Engagement erreicht werden könne: 1969 nach Deutschland gekommen, 1970 als erster türkischstämmiger Junge in die Lehrter Albert-Schweitzer-Schule eingeschult, ist er heute Geschäftsführer der Firma Kurt Zeitarbeit und jüngst als einer von drei Käufern der sogenannten C-Fläche in Erscheinung getreten. Sein Vater kam 1964 als einer der ersten Gastarbeiter nach Lehrte. Kurtulus betonte, dass Deutschland auch künftig Menschen brauche, die tatkräftig mitanpacken: „Die Gastarbeiter gestalten diese Gesellschaft, denn es ist auch ihre.“
Über die Geschichte der Gastarbeiter informierte die Schülerfirma des Lehrter Gymnasiums im Kurt-Hirschfeld-Forum. Nach der Enthüllung der Statue verkauften die Schülerinnen und Schüler dazu zudem eine Broschüre und führten ein Theaterstück auf.