Am 10.12 ist der internationale Gedenktag der Menschenrechte, die für jeden von uns unglaublich wichtig sind. Wir als Botschafterschule des europäischen Parlaments möchten diesen Gedenktag als Anlass nehmen, um mit unserer Schulgemeinschaft über die Menschenrechte ins Gespräch zu kommen. Nicht nur dass die Menschenrechte ein unglaublich wichtiges Thema für jeden von uns sind, auch für die Europäische Union sind sie entscheidend. Sind sie doch verpflichtende Leitlinien ihrer Außenpolitik. Ziel der EU ist es, in allen ihren Politikbereichen und Programmen Menschenrechtsbelange zu berücksichtigen.
Diese Woche soll also ganz unter dem Stern der Menschenrechte stehen: Was sind Menschenrechte? Inwiefern betreffen sie euch? Sind sie noch aktuell? Dafür gibt es in den Jahrgängen 9, 10 und 11 Unterrichtsstunden zu verschiedenen Aspekten der Menschenrechte. So wird nicht nur die Geschichte der Menschenrechte thematisiert, sondern auch über den Umgang mit Verstößen gegen diese diskutiert sowie einige der Verstöße thematisiert.
Begleitet wird dies durch generelle und weiterführende Informationen hier auf unserer Webseite sowie auf unserem Vertretungsplan. Neben Informationstexten könnt ihr ebenfalls Grafiken, Erklärvideos sowie Rätsel und Spiele um die Menschenrechte finden, um euer Wissen zu testen!
Beginnen möchten wir mit fünf Fragen an die Menschenrechte, die hoffentlich für einen ersten Überblick sorgen – überzeuge dich selbst!
Für weitere Fragen und Anmerkungen sind folgende Lehrpersonen die Ansprechpartner: Ebru Ince, Ginacy Ragunathan und Lena Busch.
1. Frage: Was ist ein Menschenrecht?
Menschenrechte sind Rechte, die jedem Menschen zustehen. Sie gelten für alle Menschen – einfach weil sie Menschen sind, jederzeit und überall, „ohne irgendeinen Unterschied, etwa aufgrund rassistischer Zuschreibungen, nach Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand“ (Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 2). Grundlage der Menschenrechte ist die Annahme, dass alle Menschen die gleiche Menschenwürde besitzen und gleichberechtigt sind.
Bis zum Zweiten Weltkrieg waren Menschenrechte und der Schutz der Menschenrechte fast ausschließlich eine Angelegenheit der nationalen Verfassungen, und nur ganz wenige Fragen wurden auf internationaler Ebene geregelt. Der nationalsozialistische Terror und die Schrecken des Zweiten Weltkrieges führten jedoch zu einer Wende. Bereits während des Krieges erklärten die gegen Deutschland und seine Verbündeten kämpfenden Alliierten, Bedingungen schaffen zu wollen, damit alle Menschen in Frieden und frei von Furcht und Mangel leben könnten. Den Grundstein für den internationalen Menschenrechtsschutz legten die Vereinten Nationen (United Nations, UN) mit der Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte am 10. Dezember 1948. Sie ist das meist übersetzte Dokument der Welt, verfügbar in mehr als 500 Sprachen.
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist zwar kein juristisch verbindliches Dokument, doch hat sie politisch und moralisch ein sehr großes Gewicht.
Quellen:
https://www.politikundunterricht.de/3_4_14/menschenrechte.pdf
https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/themen/menschenrechtsbildung/was-sind-menschenrechte
2. Frage: Was steht in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR)?
Die Allgemeine Erklärung für Menschenrechte umfasst bürgerliche, politische und soziale Rechte, die den Menschen um ihrer Würde willen zukommen sollen. Sie gehören daher untrennbar zusammen und sind nur im »Set« zu haben, weswegen man davon spricht, dass Menschenrechte unteilbar sind. In dreißig Artikeln werden Garantien zum Schutz der menschlichen Person (Recht auf Leben, Verbot der Sklaverei, Verbot der Folter, Verbot willkürlicher Festnahme und Haft, etc.), Verfahrensrechte (Anspruch auf wirksame Rechtsbehelfe, etc.), klassische Freiheitsrechte wie z.B. die Meinungsfreiheit, die Religionsfreiheit, die Eigentumsgarantie oder die Ehefreiheit sowie wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (Recht auf soziale Sicherheit, Recht auf Arbeit, Recht auf Nahrung und Gesundheit, Recht auf Bildung, etc.) garantiert. Diese Rechte sollen für alle Menschen ungeachtet ihrer Rasse, ihres Geschlechts oder ihrer Nationalität gelten (Art. 2), denn alle Menschen sind frei und an Würde und Rechten gleich geboren (Art. 1).
Die Menschenrechte sind mit dem Anspruch verbunden, ausnahmslos für jeden Menschen, also universell zu gelten. Dabei stehen die Menschenrechte allen Menschen gleichermaßen zu.
Einen genauen Überblick über die 30 Artikel der Menschenrechte findet man z.B. unter:
https://www.menschenrechte.jugendnetz.de/menschenrechte/artikel-1-30/.
https://www.politikundunterricht.de/3_4_14/menschenrechte.pdf
Hier gibt es das WIMMELBILD als PDF!
3. Frage: Wie werden Menschenrechte überwacht?
Genau hier liegt das Problem: Es gibt keine effektiven Durchsetzungsmechanismen innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft. Sollte ein Staat die Menschenrechte nicht in seiner Verfassung verankert haben, gibt es kaum Möglichkeiten gegen Verstöße vorzugehen.
Immerhin sind die Vertragsstaaten universeller oder regionaler Menschenrechtsabkommen verpflichtet, Rechenschaft über ihre Aktivitäten abzulegen. Auch können gegen Staaten, die selber Menschenrechtsverletzungen begehen, Untersuchungen eingeleitet oder Beschwerden vorgebracht werden. Diese können allerdings nicht zu einem menschenrechtskonformen Handeln gezwungen werden, weil – im Unterschied zum nationalen Recht – eine vergleichbare internationale Vollstreckungsgewalt fehlt. Umso wichtiger sind politischer Druck und Anreize sowie öffentliche Kritik und Protest.
Zusätzlich gibt es viele Organisationen, wie z.B. Amnesty International oder Human rights first, die mit Aktionen, Protesten und Kampagnen gegen aktuelle Menschenrechtsverstöße weltweit aufmerksam zu machen. Solche Protestaktionen haben sich in der Vergangenheit häufig als sehr effektiv gezeigt.
Quelle: https://www.bpb.de/internationales/weltweit/menschenrechte/38627/zehn-fragen?p=all
Erklärvideo
Frage 4: Können Menschenrechte eingeschränkt oder aufgehoben werden?
Niemand kann seine Menschenrechte verlieren, denn sie sind an die menschliche Existenz geknüpft. Einige Menschenrechte wie das Folterverbot oder das Verbot der Sklaverei gelten absolut, dürfen also weder eingeschränkt noch außer Kraft gesetzt werden. Andere Menschenrechte kann der Staat unter bestimmten Umständen einschränken: Menschen, die zu einer Haftstrafe verurteilt sind, kann er die Freiheit entziehen, in Pandemie-Zeiten kann er die Versammlungsfreiheit einschränken.
Frage 5: UND WAS HAT DAS MIT MIR ZU TUN?
Wir nutzen unsere Menschenrechte in unserem Alltag so selbstverständlich, dass wir häufig gar nicht mehr wahrnehmen, dass wir sie haben. Wenn du auf sie verzichten müsstest, würdest du das sehr schnell merken. Du könntest deine Meinung nicht mehr offen sagen. Es gäbe keine Vielfalt an spannenden Filmen, Zeitungen, Computerspielen und Büchern, unter denen du wählen könntest, denn alles wäre zensiert.
Wenn du die Regierung kritisieren würdest, müsstest du schlimme Konsequenzen fürchten. Wenn du unfair behandelt werden würdest, könntest du dich nicht vor Gericht dagegen wehren. Du dürftest nicht heiraten, wen du möchtest, oder dürftest für deinen Urlaub nicht einfach mal so das Land verlassen.
In Deutschland haben wir schon vieles erreicht. Das Grundgesetz entstand kurz nach der Verabschiedung der “Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte” und war stark von dieser beeinflusst. In unserer Verfassung sind nicht nur die Würde des Menschen, sondern auch unsere grundlegenden Rechte wie die Religionsfreiheit, die Meinungsfreiheit oder das Diskriminierungsverbot festgeschrieben.
Das ist natürlich gut, aber es bedeutet nicht, dass deswegen alles in Ordnung ist. In der Praxis werden die Menschenrechte auch bei uns viel zu oft verletzt. Zum Beispiel, wenn wir massenhaft staatlich überwacht werden, Polizeigewalt nicht angemessen untersucht wird oder Frauen für dieselbe Arbeit weniger Geld bekommen als Männer. Ganz zu schweigen davon, dass Menschen, die einer nichtchristlichen Religion angehören oder nicht “typisch deutsch” aussehen, bei uns täglich Rassismus erfahren.
Quelle: https://de.statista.com/infografik/23714/anhaengende-verfahren-am-eugh-fuer-menschenrechte/
Klar, es gibt viele deprimierende Nachrichten. Doch durch Zuschauen und Abwenden wird es sicher nicht besser. Die Menschenrechte sind unser Mittel, um der Willkür der Mächtigen Grenzen zu setzen. Es gibt unzählige Beispiele von mutigen Menschen, die sich auf die Menschenrechte berufen haben und die Welt durch ihr Engagement verändert haben. Gerade weil sie sich nicht gerecht behandelt sahen von denen, die sie regierten.
Die Schwarze Amerikanerin Rosa Parks weigerte sich 1955 zum Beispiel, ihren Platz im Bus für Weiße zu räumen. Das war der Beginn einer Protestwelle, die die “Rassentrennung” in den USA beendete. In der DDR gingen die Menschen friedlich auf die Straße und begruben eine Diktatur. Und auch heute kämpfen viele, viele Einzelpersonen und Organisationen auf der Straße und in Gerichtssälen erfolgreich dafür, dass sich die Menschenrechte immer wieder durchsetzen.
Quellen: https://www.amnesty.de/und-was-hat-das-mit-mir-zu-tun
Dir war das zu schwer bzw. zu lang? Dann schau dir einmal die Erklärung für Kinder an:
https://www.hanisauland.de/node/1995
Oder schau dir folgendes Video an:
Du möchtest dein Wissen über die Menschenrechte testen?
Für die Kleinen: https://www.geo.de/geolino/quiz-ecke/14091-quiz-wissenstest-menschenrechte
Für die Älteren:
https://www.bpb.de/internationales/weltweit/menschenrechte/76943/quiz-menschenrechte