Als prominenter Pate nahm David McAllister (MdEP) die Zertifizierung zur Botschafterschule des EU-Parlaments vor. Am 10. Mai war es soweit – der European Debate Club von Klaus Perk konnte die Früchte langwieriger Arbeit ernten und das Gymnasium Lehrte ist als eine von acht Niedersächsischen Schulen offizielle Botschafterschule. Wer meinte, so ein prominenter Redner wie McAllister kann nur trockene Politikerreden, fühlte sich angenehm überrascht, wie schülernah und witzig er in der Diskussionsrunde mit Marie Pinkert und Katharina Wilkending einige Aspekte thematisierte. Zu den Beziehungen zu den USA gefragt, konnte er sich einen Seitenhieb auf den „Großen Philosophen“ im Weißen Haus nicht verkneifen. Auch bei seiner Kritik am Brexit konnte der gebürtige Schotte recht deutlich werden. Aber auch ernste Töne waren zu vernehmen. So warnte McAllister vor einem Abgleiten in den Nationalismus und betonte die Bedeutung einer funktionierenden Europäischen Gemeinschaft.
Im Lehrter Teil der HAZ/NP berichtete Sandra Köhler:
Gymnasium ist Botschafter des EU-Parlaments
Schulpate David McAllister diskutiert bei der Zertifizierung mit Schülern über Europapolitik / Warnung vor Nationalismus
Die Europaschule Gymnasium Lehrte ist jetzt auch noch Botschafterschule des Europäischen Parlaments. Und zwar mit einem prominenten Paten: EU-Parlamentsmitglied David McAllister (CDU). Der hob nicht nur bei der Feierstunde zur Zertifizierung die Wichtigkeit des europäischen Zusammenwirkens hervor und diskutierte mit Schülerinnen über Stärken und Herausforderungen der künftigen Weichenstellung. Sondern er wird in Zukunft Schnittstelle zwischen Schule und Europaparlament sein. Videobotschaften inbegriffen.
Warum sollen Schüler Botschafter einer Europäischen Union sein, in der es an allen Ecken und Enden knirscht und klappert? Das thematisierten Lehrer Klaus Perk und Schulleiterin Silke Brandes. Gerade jetzt, da Europa am Abgrund stehe, sei der richtige Zeitpunkt, sagte Perk: „Vor 20 Jahren haben wir über Mindestlohn und 20 Pfennig mehr geredet. Heute geht es um die Erderwärmung mit ihren Auswirkungen, die in ganz Europa diskutiert wird. Wenn Sie als Schüler sich jetzt nicht empören, wann dann?“ Flüchtlingskrise, nationale Interessen und Brexit: Gerade nach einer mehr als 60 Jahre andauernden, von vielen mittlerweile als selbstverständlich angenommenen Friedensperiode sei es umso wichtiger klarzumachen, dass freie Wahlen, Frieden und Wohlstand eben nicht selbstverständlich sind.
„Die Europäische Union hat unser Leben zum Besseren gewendet. Wir müssen nun dafür sorgen, dass dies auch für diejenigen so bleibt, die nach uns kommen“, zitierte Perk den Präsidenten der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, aus dem „Weißbuch zur Zukunft Europas“. Es sei jetzt an der Zeit, Flagge zu zeigen für ein kräftiges Europa. „Es ist nicht so, dass in Europa alles gut ist, aber das kann doch kein Grund sein, alles kaputtzumachen. Sondern einer, Anlauf zu nehmen um die nächsten Hürden zu nehmen. Macht weiter so, mischt euch ein und nutzt alle Möglichkeiten, die ihr habt“, sagte Bürgermeister Klaus Sidortschuk, auch im Hinblick auf das Engagement Jugendlicher für den Klimaschutz.
„Wenn ich mit Gegnern der EU rede, komme ich mir immer ein wenig vor wie in einem Monty-Python-Film“, sagte McAllister: „Was hat die schon geleistet? 60 Jahre Frieden, ja, und sonst?“ Mit der Erklärung von Frankreichs Außenminister Robert Schuman am 9. Mai 1950, die zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl führte, sei der Weg zur Europäischen Union bereitet worden. Und damit zu Stabilität, Demokratie, Frieden und Freiheit – Werten, die es zu erhalten gelte. Trotzdem müsse in der EU manches besser werden, transparenter, bürgernaher, effektiver und wettbewerbsfähiger.
McAllister erläuterte bei einer Diskussion mit Schülerinnen aus der Oberstufe seiner Meinung nach notwendige Schritte: Dazu gehören eine verbesserte gemeinsame Außenpolitik, ein funktionierendes europäisches Asylrecht und die Bereitschaft zu mehr Kompromissen für eine wirkliche Wertegemeinschaft. Der Patriot sei stolz auf sein Land, der Nationalist denke, dass sein Land besser sei als alle anderen, sagte McAllister: „Nationalismus ist eine gefährliche Seuche.“ (Sandra Köhler – HAZ)
Die Aufgabe: Mehr Bewusstsein für Europa schaffen
Botschafterschule für das Europäische Parlament: Damit gehört das Gymnasium Lehrte einem Netzwerk an, das sich durch ganz Europa zieht. 55 Botschafterschulen gibt es in Deutschland, acht davon in Niedersachsen. In Deutschland sollen es laut Lehrer Klaus Perk nicht mehr werden, in anderen Ländern wie Schweden allerdings schon. Alle Schulen setzten sich intensiv mit europapolitischen Fragen auseinander.
Ziel ist es, das Bewusstsein für Europa und für das Parlament zu stärken. Am Gymnasium Lehrte , das bereits Europaschule ist, wird dieses Vorhaben intensiv forciert: beispielsweise mit der Teilnahme an dem Programm Erasmus+, dem European Debate Club, Partnerschaften mit Schulen in Italien, Frankreich und Polen. Sogenannte Junior Botschafter vermitteln Wissen an andere. Künftig sollen in der sogenannten Europaecke auch Debatten aus dem Europaparlament gezeigt werden. Der Austausch mit Botschafterschulen in ganz Europa ist geplant. (Sandra Köhler – HAZ)