Banner Gymnasuim Lehrte

18altenheim

Ein weiteres Seminarfachprojekt in der Presse – Altenheim

Direkt am Heiligabend, am 24.12. berichtete Konstantin Klenke in der HAZ über ein weiteres interessantes Seminarfachprojekt. Die Seminarfachgruppe von Frau Frohloff-Kulke hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Senioren im Rosemarie-Nieschlag-Haus ein wenig Unterhaltung zukommen zu lassen. Dies war natürlich besonders in der Weihnachtszeit auf fruchtbaren Boden gefallen, aber der Zweitraum ist weiter gesteckt.

Zuvor hatte die Presse über die Paketaktion für das Kinderkrankenhaus auf der Bult berichtet, die der Kurs von Frau Witt organisiert hatte. Auch andere Seminarfachaktionen sind äußerst sinnvoll, aber vielleicht nicht so spektakulär. Die Seminarfachgruppe von Frau Schäfer richtete in der Unterstufe Klassenbibliotheken ein, die gut genutzt werden. Herr Pfeiffer und seine Gruppe organisierte das Sportfest des 6. Jahrgangs am 09. Januar.

In der HAZ berichtete unser ehemaliger Schüler Konstantin Klenke über das Altenheim:

Seniorenheim statt Klassenraum

20 angehende Abiturienten besuchen allwöchentlich die Bewohner des Rosemarie-Nieschlag-Hauses – nicht nur in der Vorweihnachtszeit

Im Speisesaal des Rosemarie-Nieschlag-Hauses ist die Mittagszeit vorbei. Links neben dem Durchgang zur Küche steht eine Tanne in einem Christbaumständer, davor zwei Kisten mit Lichterketten und Christbaumkugeln. An der Wand hinter dem Baum hängt ein Bild. Es zeigt eine junge Hand, die eine ältere berührt. Im Raum selbst berühren sehr viel junge Hände die Hände von alten Menschen. Sie gehören angehenden Abiturienten des Lehrter Gymnasiums. Gemeinsam mit den Senioren aus dem Rosemarie-Nieschlag-Haus wollen sie heute die Tanne neben dem Durchgang zur Küche in einen Weihnachtsbaum verwandeln.

Besuch einmal in der Woche

Eine Etage höher beginnen drei Schüler mit vier Bewohnern eine Runde Mau-Mau. „Sie müssen immer die gleichen Farben oder Zahlen aufeinanderlegen“, sagt Schüler Arne Stephan deutlich und blickt Bewohner Heinz Weykopf dabei in die Augen. Er und seine Mitschüler müssen wie alle niedersächsischen Abiturienten vor der Hochschulreife ein Projekt verwirklichen. Während andere Kurse am Gymnasium Lehrte ein Sportfest planen oder Geschenke für die Patienten des Kinderkrankenhauses Auf der Bult sammeln, schauen er und seine Mitschüler einmal wöchentlich im Rosemarie-Nieschlag-Haus vorbei.

Beim Mau-Maul braucht Heinz Weykopf, der mit seiner Frau Else in dem Altenheim lebt, zunächst noch einige Tipps. Auch wenn das eiserne Hochzeitspaar regelmäßig Besuch vom Sohn und von Enkeln bekommt: Der 89-Jährige freut sich, wenn die Schüler mit ihm Karten spielen, Kekse backen oder ihn mit Fragen zu dem Molkereigeschäft löchern, das er bis 1995 in Lehrte betrieb. „Wir hatten immer ein gutes Verhältnis zur Jugend“, meint er.

Serafine Schiele und Laura Bötticher haben sich zu Beginn des Projekts bewusst entschieden, Demenzpatientinnen zu betreuen. „Mein Opa hatte Demenz, ich kenne das“, sagt Serafine. Als im Speisesaal ein Teller mit Spekulatius die Runde macht, fragt Serafine die Bewohnerin neben sich keck: „Haben Sie diese Kekse überhaupt verdient?“ Beide lachen daraufhin herzlich. „Am Anfang waren wir natürlich schon etwas vorsichtiger“, stellt Laura klar. „Jetzt wissen wir, was die Bewohnerinnen abkönnen. Wir lachen oft herzlich zusammen und nehmen uns gegenseitig auf die Schippe.“

Lehrerin Heidrun Frohloff-Kulke, die den Kurs leitet, sieht hier einen besonderen Vorteil des Projekts: „Die Schüler begegnen den Bewohnern viel unbelasteter, als es ihre Verwandten und das Heimpersonal je könnten.“ Dass ihre Gesichter den Demenzpatientinnen jede Woche aufs Neue unbekannt sind, stört die Schülerinnen nicht. „Wir wollen ihnen ja einfach eine schöne Zeit bereiten“, sagt Laura. „Die Schüler bringen sich alle mit viel Herzblut ein, jeder macht etwas aus seinen Stärken“, urteilt Frohloff-Kulke. Sie stellt immer wieder fest, dass die Jugendlichen in dem Projekt eine Menge lernen: „Die Schüler setzen sich automatisch mit geschichtlichen Themen, Alter, Einsamkeit, körperlichen und geistigen Einschränkungen auseinander. Außerdem müssen sie flexibel und verantwortlich sein und auf die Bedürfnisse der Bewohner und des Personals eingehen.“ Das habe Auswirkungen. „Ich merke, dass viele viel offener und selbstbewusster auf andere Menschen zugehen“, meint Frohloff-Kulke.

Fortsetzung ist gut möglich

N eben den wöchentlichen Besuchen haben sich die Schüler auch beim Nikolausmarkt des Rosemarie-Nieschlag-Hauses engagiert. Das Projekt endet im März vor den Abiturprüfungen, eine Fortsetzung können sich Frohloff-Kulke und Pflegedienstleiterin Svetlana Wolf gut vorstellen. „Die Bewohner sind begeistert, das Personal auch“, lobt Wolf.

Als Heinz Weykopf im ersten Stock eine weitere Runde Mau-Mau gewinnt, ist der Weihnachtsbaum im Speisesaal des Erdgeschosses fertig geschmückt. Gymnasiast Chris Deutzer spielt auf dem Flügel der Reihe nach „Stille Nacht, Heilige Nacht“, „O du fröhliche“ und „Stern über Bethlehem“. Schüler und Bewohner singen leise mit. Den Liederzettel brauchen selbst die demenzkranken Patienten dabei nicht.

Und obwohl sich im Speisesaal jetzt auch der Nachmittag dem Ende nähert und die jungen Hände die älteren über die Weihnachtsferien loslassen werden, besteht Hoffnung, dass die gute Stimmung im Rosemarie-Nieschlag-Haus noch anhält. Schließlich haben die Gymnasiasten nicht nur am Weihnachtsbaum, sondern vor allem in den Köpfen der Bewohner ihre Spuren hinterlassen. (Von Konstantin Klenke)

Schülerin Mareike Oyen (rechts) und Kursleiterin Heidrun Frohloff-Kulke (links) helfen den Senioren beim Schmücken ihres Weihnachtsbaums.

Mau-Mau-Runde mit den Gymnasiasten Arne Stephan (links) und Merlin Köhler sowie den Heimbewohnern Heinz und Else Weykopf.

Laura Bötticher und eine Heimbewohnerin singen gemeinsam mit den anderen Bewohnern „Stille Nacht, Heilige Nacht“. Fotos: Konstantin Klenke

Auch auf dem Nikolausmarkt des Alten- und Pflegeheims haben sich die Gymnasiasten engagiert: Hier stechen Mareike Oyen (von links) und Manuel Armstrong Oumbe-Tiam mit zwei Bewohnern Teig aus. (Foto: Michael Schütz)