Der 10. Jahrgang besuchte im Januar die Gedenkstätte in Ahlem. In Anknüpfung an den Religions- bzw. Werte und Normen Unterricht fuhren wir mit der Bahn nach Hannover. Die Gedenkstätte Ahlem befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Israelitischen Gartenbauschule. Die Gartenbauschule wurde 1893 von dem jüdischen Bankier Alexander Moritz Simon gegründet. In dem Internat wurden jüdische Jugendliche in Gartenbau und weiteren praktischen Berufen ausgebildet. Die Ausbildungsstätte war international hoch angesehen.
Die Schule half nach der „Machtergreifung“ 1933 vielen jungen Juden bei der Vorbereitung für die Auswanderung, vor allem nach Palästina. Im Herbst 1941 wurde das Gelände der Gartenbauschule zur zentralen Sammelstelle für die Deportation der Juden aus dem Bereich der Gestapoleitstelle Hannover bestimmt. Über 2 000 Juden aus dem gesamten südlichen Niedersachsen wurden hier zusammengezogen und deportiert. Von Ahlem aus nahmen die Transporte in die Ghettos und Vernichtungslager des Ostens ihren Ausgang. Auf behördliche Anordnung musste in Ahlem, wie an allen jüdischen Schulen der Unterricht eingestellt werden. Das Direktorenhaus der Schule wurde von der Gestapo Hannover ab Oktober 1943 als Außenstelle genutzt.
In der Endphase des Krieges wurde in der ehemaligen Laubhütte der Gartenbauschule eine Hinrichtungsstätte eingerichtet. Hier wurden im März 1945 mindestens 59 Gestapohäftlinge durch Erhängen ermordet. Weitere 56 Häftlinge des Polizei-Ersatzgefängnisses wurden zusammen mit 98 Häftlingen des Arbeitserziehungslagers Lahde in einer Massenerschießung auf dem Seelhorster Friedhof am 6. April durch die Gestapo ermordet. Nur eines der Opfer konnte entkommen.
Nach ihrer Befreiung bauten jüdische Überlebende der Shoa einen landwirtschaftlichen Kibbuz in Ahlem auf. Die letzten von ihnen wanderten Anfang 1948 nach Palästina aus.
Nach einer aufschlussreichen Führung hatten wir viel Zeit, die Ausstellung selbstständig zu erkunden.
Die Ausstellung ist zweigeteilt. Auf der einen Seite wird die Verfolgung und Ausgrenzung der Juden während des Nationalsozialismus in Ahlem thematisiert. Auf der anderen Seite geht es auch um das deutsch-jüdische Leben im Ort als Gartenbauschule.
Letzteres wurde in hellen, ansprechenden Räumen dargestellt.
Durch sogenannte Medientische und Tablets ist die Ausstellung technisch sehr gut ausgestattet.
Täter-und Opferbiografien wurden in der Ausstellung selbstständig erarbeitet und anschließend in der Klasse präsentiert. In den neuen Seminarräumen stellten wir auch den Bezug zu heutigem Antisemitismus her.
Abschließend begaben wir uns nach draußen in den Regen, in den noch immer erhaltenen Garten. Still betrachteten wir die über 3 000 Gedenktafeln auf denen der dort Ermordeten gedacht wird.
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(Fotos: ChristianLange / Bericht: Jonas Prüß)