Jährlich sterben in Deutschland bis zu 100.000 Menschen an einem plötzlichen Herztod. Viele könnten noch leben, wenn Ersthelfer bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes eine Herzdruckmassage durchgeführt hätten. Die Aktion „Löwen retten Leben“ (LRL) qualifiziert Lehrkräfte, damit diese ihr Wissen und Können an ihre Schüler*innen im Unterricht weitergeben können.
Am Gymnasium Lehrte übernahmen Mareike Mathews und Sylke Bohlen diese Aufgabe. Sie konnten hierbei auf ein großes Team an Hilfskräften aus dem Schulsanitätsteam zurückgreifen, um alle Schüler:innen der Klassen 5 bis 10 in der Woche vom 19.09. bis zum 23.09. in der Reanimation zu unterweisen.
Mareike Mathews und zwei Assistenten vom Schulsanitätsdienst bereiten die Präsentation vor!
KINDERLEICHT! PRÜFEN – RUFEN – DRÜCKEN
Acht Minuten lang übten die Schülerinnen und Schüler die Reanimation – so lange braucht ein Rettungswagen im Schnitt vom Anruf bis zur Ankunft.
In der Aula werden viele Kleingruppen gebildet!
Niklas Borm schrieb am Freitag, 30. September, in der HAZ/NP:
Gymnasiasten können jetzt Leben retten
Lehrer schulen Jugendliche in Wiederbelebung / Videobotschaft von Ärztin und Influencerin „Doc Caro“
Immer wieder erleiden Menschen ein Herzversagen oder einen Herzstillstand. In diesen Fällen ist eine schnelle Reanimation besonders wichtig. In Deutschland liegt die Reanimationsquote allerdings bei unter 50 Prozent, in anderen Ländern ist sie teils deutlich höher. Das Gymnasium Lehrte möchte nun helfen, die Quote in Deutschland zu erhöhen. Im Rahmen der bundesweiten Wiederbelebungswoche haben zwei Lehrkräfte die Schülerinnen und Schüler zum ersten Mal theoretisch und praktisch an die Reanimation herangeführt.
Mehrere Hundert Gymnasiasten der Klassenstufen sechs bis elf fanden sich deshalb für die 45 Minuten langen Kurse in der Aula an der Friedrichstraße ein. Zu Beginn des Unterrichts wartete auf sie eine Überraschung – die Ärztin Carola Holzner, auf Instagram und Youtube bekannt als „Doc Caro“, wandte sich in einem persönlichen Begrüßungsvideo an die Lehrter Schulgemeinschaft. Bevor die Schüler in Aktion traten, wartete eine theoretische Einführung, in der ihnen das Schema „Prüfen, rufen, drücken“ erklärt wurde.
Abschließend probierten sie die Herzdruckmassage acht Minuten lang an einer Gummipuppe, von denen das Gymnasium kürzlich 20 Stück gekauft hat – denn so lange braucht ein Rettungswagen im Schnitt vom Anruf bis zur Ankunft.
Einigen Gymnasiasten war die Erschöpfung nach den acht Minuten deutlich anzusehen, trotzdem zogen sie ein positives Fazit. „Ich finde es sehr wichtig, denn wenn da ein Freund plötzlich liegen würde, will ich ihn ja retten“, erklärte Dean Hallmann. Und wenn man sich mit einem Partner abwechsele, seien die acht Minuten auch gar nicht so anstrengend, befand der Siebtklässler.
Lehrerin hofft auf positiven Effekt
Nicht nur die Heranwachsenden waren mit ihrem Einsatz zufrieden, auch die verantwortliche Lehrerin Mareike Mathews freute sich über die Umsetzung des Reanimationskurses in der Schule. Sie war es, die das dazugehörige Programm „Löwen retten Löwen“ entdeckt hatte, das schon seit Jahren in Baden-Württemberg praktiziert wird. Kurzerhand plante die 34-Jährige mit ihrer Kollegin Sylke Bohlen die Woche. Zudem ließen sich beide zu sogenannten Reanimationsmentorinnen schulen. „Ich hoffe, dass wir mit dieser zukünftig regelmäßigen Ausbildung die Laienreanimation von der Schule aus in die Gesellschaft tragen können.“
Es sei das nächste qualitative Level an der Schule, begründet Mathews ihr Engagement. So kümmere sie sich auch um die vorgeschriebenen Auffrischungskurse für das Kollegium und habe bereits den Schulsanitätsdienst etabliert. In einer Arbeitsgemeinschaft übernehmen Freiwillige die erste Versorgung ihrer Mitschüler, wenn es mal zu kleinen Unfällen kommt, und sorgen dafür, dass auf jeder Klassenfahrt ein Erste-Hilfe-Koffer im Gepäck ist. Auch sie haben die Reanimationskurse besucht, die nun einmal im Jahr angeboten werden sollen. „Am Ende ist das wie Fahrradfahren“, versprach Mareike Mathews. „Man verlernt es nicht.“