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Ein Jahr Europa ohne Europa – Ein Rückblick!

Der Europabereich des Gymnasiums Lehrte macht aus der Not eine Tugend!

Das Jahr 2020 neigt sich langsam dem Ende zu, einem Ende, das doch ganz anders aussehen wird als gehofft. Aber sind wir einmal ehrlich – in diesem Jahr war nichts so, wie es eigentlich sein sollte. Die Pandemie setzte uns als Schule vor zig Herausforderungen und forderte uns ständig auf, Althergebrachtes neu zu denken.

Dies betrifft auf besondere Art und Weise auch den Europabereich des Gymnasiums Lehrte. Wie kann die Idee der Europäischen Union in unserer Schule gelebt werden, wenn internationale Schüleraustausche und Erasmus+-Projekte ausfallen sowie die europäische Idee in Zeiten der Pandemie immer wieder in Frage gestellt wurde? Wie schafft man ein Verständnis für eine Gemeinschaft über die Nationalstaatlichkeit hinaus mit einem gemeinsamen Wertesystem, wenn Gemeinschaft zurzeit nur noch über Distanz funktionieren kann?

Wir beschlossen also aus der Not eine Tugend zu machen und unseren Auftrag als Botschafterschule des Europäischen Parlaments auf andere Art und Weise nachzukommen. Der Europabereich des Gymnasiums Lehrte wurde also kreativ – eine Kreativität, die vom Verbindungsbüro des Europäischen Parlaments als beispielhaft für die Arbeit einer Botschafterschule bezeichnet wurde, freut sich Lena Busch. Ihr Kollege Klaus Perk fügt hinzu, dass der Europabereich einen besonderen Stellenwert am Gymnasium Lehrte hat. Als Botschafterschule sei es unsere Aufgabe auf vielfältige Weise eine europapolitische Auseinandersetzung unserer Schüler*innen im schulischen Alltag zu fördern und das Bewusstsein für Europa und für das Europäische Parlament zu stärken. Das Themenfeld Europa solle u.a. von Schülern an Schüler auf Basis von hierfür bereitgestellten Materialien vermittelt werden, die sogenannten Juniorbotschafter*innen. Unterstützt wird dies durch das Netzwerk der anderen Botschafterschulen in Deutschland und im europäischen Ausland.

Deshalb beschlossen wir all den Zweiflern etwas entgegenzusetzen und einen schulweiten Mutmach-Videowettbewerb auszurufen, der unseren diesjährigen Europatag ersetzen sollte. Unter dem Titel „Zuhause in Europa – Wir halten zusammen“ forderten wir unsere Schüler*innen dazu auf, zu zeigen, wo sie Zuhause ein Stück Europa erlebten. Die Sieger*Innen wurden in der Late Night Lehrte präsentiert, eine von einem Team des Gymnasiums Lehrte unter der Leitung von Christian Lange und Jonas Wunderlich entworfene einmalige Online-Show, die einen Jahresrückblick auf unsere Arbeit als Schule ermöglichte. Eingerahmt von Grußworten der Präsidentin der Europäischen Kommission und unserer ehemaligen Schülerin Ursula von der Leyen sowie von David McAllister, unserem Paten im Rahmen des Programms der Botschafterschulen, konnten wir mitreißende Mutmach-Videos zeigen, die einen ganz individuellen Blick unserer Schüler*innen auf Europa präsentierten.

Das Botschafter-Projekt baut auf den fünf Grundpfeilern „Europaprofil, Infopoint, Öffentlichkeitsarbeit, Juniorbotschaft*innen und Projekttag“ auf. In dem letzten Jahr konzentrierten wir uns auf den Ausbau dieser fünf Säulen, erklärt Lena Busch weiter. Wie das Verbindungsbüro des Europäischen Parlaments positiv anmerkte, versuchten wir auch die anderen Bereiche für unsere Arbeit im Europabereich zu stärken und konzentrierten uns auf den Ausbau der Juniorbotschafter*innen. Diese sind bei uns bisher in drei Gruppen aufgegliedert: die JuBo‘s, Schüler*innen der Jahrgänge 7.-13. unter Leitung von Louisa Lampe und Lena Busch, die Seniors, Schüler*innen der oberen Klassenstufen, die im Debate Club unter Leitung von Klaus Perk, internationale Themen diskutieren, und den „Springern“, Schüler*innen aus der Oberstufe, die bei Bedarf einzelne Projekte unterstützen.

Um die verschiedenen Kompetenzen unserer JuBo’s zu fördern, drehten wir zunächst ein kleines Video an die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen. Unter dem #askthepresident fragten wir in einer Videobotschaft nach der Strategie der EU, ihre Werte im Verlauf der weiteren Pandemie zu stärken. Gefragt wurde mit Playmobile-Figuren, die ganz coronakonform einen Nasen-Mundschutz trugen. Zurzeit arbeiten wir im Rahmen des Schülerwettbewerbs der Stiftung Warentest „jugend testet“ daran, unserer Schulgemeinschaft von den JuBo‘s getestete Alternativen zu dem in der EU verbotenen Plastikstrohhalm zu präsentieren, damit man den Latte Macchiato artgerecht und klimaschützend in Zeiten von geschlossenen Cafés auf den hoffentlich vorhandenen Balkonen trinken kann, scherzt Louisa Lampe.

Die Seniors versuchen sich auf dem Parkett der internationalen Politik zu bewegen, indem sie eine mögliche Amtsantrittsrede von dem zukünftigen US-Präsidenten Joe Biden im Rahmen des Schülerwettbewerbs „students for presidents“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung verfassen. „Für uns“, so erläutert Klaus Perk, „ist es von zentraler Bedeutung, dass unsere Schülerinnen und Schüler sich aufgeklärt politisch engagieren, indem sie sich für ihre Ideale und ihre Überzeugungen einsetzen. Gerade als aktive Europaschule und als Botschafterschule des EU-Parlaments ist es unser Ziel, im engen Austausch mit dem EU-Parlament und der UN und den wichtigen politischen Akteuren zu stehen, um unseren Schülerinnen und Schülern nicht nur die Freunde am Debattieren und an der Politik zu wecken, sondern auch die Mechanismen und Spielregeln der politischen Praxis in den Parlamenten und Gremien zu zeigen.“ Deswegen war es für uns ein voller Erfolg, dass vor dem Ausbruch der Pandemie auch in diesem Jahr wieder 7 Oberstufenschüler*innen unseres Debate Clubs an dem internationalen Wettbewerbs-Forum der Vereinten Nationen in New York und Washington teilnehmen konnten.

Und unsere „Springer“ blicken hoffnungsvoll auf die Zukunft und entwerfen im Rahmen des Wettbewerbs #meineu Ideen für eine Webseite für Jugendliche, die sich dem Thema Auslandsaufenthalt in Europa widmet. Wir drücken natürlich allen die Daumen, versichert Klaus Perk.

In den Sommerferien gab es dann wieder einen Hauch von Weltoffenheit. Als deutlich wurde, dass die Reisebeschränkungen zum Herbst wieder zunehmen werden und auch die Schülerfahrten im neuen Schuljahr vernünftigerweise gestrichen wurden und werden, beschlossen wir als Botschafterschule, die Europäische Union mit ihrer Vielfältigkeit und Besonderheiten in den Schulalltag zu integrieren, so Louisa Lampe. Gemeinsam mit den Juniorbotschafter*innen entwerfen wir nun monatlich Länderrätsel mit verrückten und ungewöhnlichen Fakten über unsere Nachbarländer. Eine Woche hat die gesamte Schulgemeinschaft Zeit abzustimmen, bevor das Abstimmungsergebnis und die Lösung präsentiert werden. „Nicht nur, dass wir so eine zurzeit nicht bereisbare Welt unseren Schüler*innen näherbringen, wir versuchen damit ebenfalls die Neugierde auf unsere Nachbarn und die EU zu wecken!“, fügt Lena Busch hinzu. „Vielleicht können wir ja ihren Ehrgeiz nach und nach steigern, sich als Schüler*innen einer Botschafterschule gut in der Europäischen Union auszukennen.“

Ähnliche Absichten verfolgten wir ebenfalls mit unserem europäischen Adventskalender, der 24 kleine Momente mit der EU präsentierte. Die Warterei auf Heiligabend konnte dieses Jahr weder mit Besuchen auf dem Weihnachtsmarkt und Glühwein noch gebrannten Mandeln verkürzt werden. Besuche in Eishallen oder weihnachtlichen Ausstellungen waren ebenfalls ein Ding der Unmöglichkeit. Deshalb wollten wir durch ernsthafte und witzige sowie informative Anekdoten rund um die EU kleine Auszeiten in einer zurzeit für unsere Schüler*innen sehr stressige Phase im Alltag schaffen – einen Moment, der ihnen vielleicht dabei hilft, ihre Sorgen in den Hintergrund zu rücken und einfach die Adventszeit zu genießen.

Im kommenden Schuljahr werden wir uns weiterhin auf verschiedene Möglichkeiten besinnen, die EU in unseren schulischen Alltag zu integrieren. Möglichkeiten, die sich ebenfalls bei Bedarf digital durchführen lassen, sollte dies nach wie vor nötig sein. Dazu gehören digital gestaltete Erasmustreffen, einen (digitalen) Europatag und viele kleine Aktionen und Projekte im Schulalltag. Die europäische Union zeichnet sich nicht nur durch freies Reisen, sondern besonders durch Solidarität in verschiedenen Bereichen aus, auch den der Digitalisierung. Also, warum nicht weiterhin aus der Not eine Tugend machen? (Lena Busch)