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Kleidertauschtage am Lehrter Gymnasium

Ein Projekt der neunten Klassen widmete sich dem Thema Nachhaltigkeit. „Was mache ich mit Kleidungsstücken, die ich nicht mehr trage, aber die zum Wegwerfen zu schade sind?“ Diese Frage stellt sich die eine oder die andere Schülerin wohl häufiger. Als Lösung tauchte die Idee einer Tauschbörse auf. An zwei Tagen konnten Schülerinnen und Schüler ihre alten Kleider spenden und im Gegenzug etwas anderes mitnehmen. Da mehr Kleidungsstücke gespendet wurden, blieb noch ein großer Rest für das Soziale Kaufhaus.

Über die Weitergabe an das Soziale Kaufhaus berichtete Achim Gückel in der HAZ/NP:

Neuntklässlerinnen setzen auf Slow Fashion

Nachhaltigkeitsprojekt am Gymnasium / Vier Kisten Secondhandkleidung für das Soziale Kaufhaus

Wer Teenager im Haus hat, kennt das: Kaum sind Hosen, Shirts und Pullover ein paarmal getragen, schon ist der Nachwuchs wieder gewachsen, und nichts passt mehr richtig. Wenn dann noch ein ausgeprägter modischer Geschmack dazukommt, ist der Austausch von Klamotten im Kleiderschrank mitunter eine Dauerbeschäftigung – und viele Kleidungsstücke landen kaum getragen im Altkleidercontainer. Fast Fashion nennen das Kritiker. Neuntklässlerinnen des Gymnasiums Lehrte haben jetzt einen Gegenpol zur Wegwerfmentalität gesetzt. Sie organisierten erstmals eine Kleidertauschbörse an ihrer Schule und spendeten die Stücke, die keinen Abnehmer fanden, nun an das Soziale Kaufhaus.

Allzu viel Zeit hatten Leni Behre, Fiona Klotzsch, Finja Stelter, Lea Hörling und ihre jugendlichen Mitstreiter nicht, um das spannende Projekt auf die Beine zu stellen. Innerhalb weniger Tage arbeiteten die 13- bis 15-Jährigen ein Konzept aus, formulierten Briefe an Mitschüler aus den Jahrgängen sieben bis neun und deren Eltern, machten Werbung für ihre Kleidertauschbörse, organisierten einen Raum für den Basar und nahmen gespendete Kleidung entgegen.

„Innerhalb von wenigen Tagen hatten sie alles beisammen“, sagt André Bien, Lehrer für Politik und Wirtschaft am Gymnasium, stolz. „Und die Schülerinnen haben alles so ziemlich allein organisiert“, betont er. Kistenweise Kleiderspenden nahmen die Neuntklässlerinnen zwei Tage lang entgegen, sortierten alles nicht mehr Tragbare aus und ordneten nach Bekleidungsstücken und Größen. Grundsätzlich galt dann an den zwei Tauschtagen das Motto: Wer etwas spendet, darf sich in den Stapeln von Bekleidung auch wieder etwas aussuchen. Das Ganze ist das Gegenteil von Fast Fashion – also Slow Fashion und mithin ein Projekt für mehr Nachhaltigkeit, erläutert Bien.

Mit dem Projekt könnte das Gymnasium Lehrte nun sogar bundesweit Schule machen. Denn angeregt wurde es von der Bundeszentrale für politische Bildung, zu der Bien enge Kontakte pflegt. Diese hatte Pilotschulen für die Orga­nisation einer Slow-Fashion-Kleidertauschbörse gesucht, und Bien hatte sein Gymnasium in Lehrte vorgeschlagen. Nun müssen die Neuntklässlerinnen ihr Projekt noch dokumentieren und ein alternatives Modemagazin entwerfen. Wenn all das gelingt und auch die Bundeszentrale den sogenannten Pre-Test in Lehrte für gelungen erklärt, wird das Projekt Slow Fashion ab Herbst diesen Jahres bundesweit an Schulen vorgeschlagen.

Bien und seine jungen Schützlinge denken unterdessen darüber nach, ob man die Kleidertauschbörse am Gymnasium zu einem alljährlichen Projekt machen sollte. „Die Lehrer haben das positiv begleitet, den Schülerinnen hat es Spaß gemacht“, sagt Bien.

Positiver Nebeneffekt des ersten Kleidertauschs am Gymnasium: Die vier Hauptorganisatorinnen des Projekts konnten jetzt dem Sozialen Kaufhaus vier prall gefüllte Kisten mit Secondhandkleidung übergeben, die bei der Börse übrig geblieben war. „Wir finden für die Kleidungsstücke definitiv Abnehmer“, sagt Simone Boqoli, Leiterin des Soziales Kaufhauses. „Wir finden die Aktion der Schülerinnen richtig toll.”

Vier Kisten voll Bekleidung: Die Hauptorganisatorinnen Leni Behre (vorn, von links), Fiona Klotzsch, Finja Stelter und Lea Hörling mit ihrem Lehrer André Bien im Sozialen Kaufhaus. Leiterin Simone Boqoli (hinten links) und Mitarbeiterin Petra Schäfer finden das Engagement der Jugendlichen prima. (Foto: Achim Gückel)

Ein Handzettel mit der Einladung
Mode ist auch eine Frage des Mutes.
Die sehen ja aus wie neu!
Das steht dir!
Sehr hübsch – die Bluse!
Wer soll das alles sortieren?
Man sieht den Spaß, den die Aktion bereitet!