Nach zwei Jahren langer kontroverser Diskussion um die Zukunft des Gymnasiums gab es am Donnerstag, den 27.02. im Schulausschuss ein einstimmiges Abstimmungsergebnis für die neue Variante: Ein komplettes Gymnasium mit Oberstufe am Standort Friedrichstraße. Hierfür müssen das Müller-Haus und die Sporthalle Friedrichstraße weichen. Der favorisierte Wunsch der Schule, einen Neubau an einem Standort zu erhalten, kann durch den von der Verwaltung ausgearbeiteten Vorschlag realisiert werden. Das sahen auch die Vertreter aller Parteien so. Jetzt muss natürlich noch der Bauausschuss und der Rat der Stadt Lehrte zustimmen.
Der neue Vorschlag hat den Vorteil, dass die neuen Baukörper in zwei Abschnitten gebaut werden können, so dass man ohne zusätzliche Container auskommen könnte (abgesehen von den Containern, die durch G9 übergangsweise notwendig werden). Der erste Baukörper soll auf dem Schulhof an der Manskestraße mit einer neuen Sporthalle erstellt werden, bevor es zum Abriss der Sporthalle Friedrichstraße und dem großen Neubau an dieser Stelle kommt. Bis dahin kann der historische Altbau noch genutzt werden, bevor er dann erweitert und für die Oberstufe ausgebaut wird.
So kann der neue Vorschlag realisiert werden. Das Aussehen kann natürlich noch variieren.
Der alternative Vorschlag auf dem Schützenplatz, der ohne große Eingriffe in den Baumbestand hätte realisiert werden können, wurde verworfen. So haben die Schützen auch in Zukunft noch Gelegenheit, ihr Brauchtum an dieser Stelle zu pflegen.
In der HAZ/NP schrieb Achim Gückel am Samstag, den 29. Februar 2020 einen ausführlichen Artikel:
Gymnasium kommt an Friedrichstraße
Schützenplatzstandort vom Tisch / Einmütige Entscheidung und große Erleichterung im Schulausschuss
Rund 50 Zuhörer, darunter viele Lehrer und Vertreter von Schützenvereinen, sind dabei, als der Schulausschuss die Marschroute für den Neubau des Gymnasiums vorgibt.
Eine der heißesten Diskussionen der Lehrter Stadtpolitik in jüngster Zeit ist beendet: Am Donnerstagabend hat der Schulausschuss den Knoten in der Debatte um die Zukunft des Gymnasiums durchschlagen und empfohlen, dass die aus allen Nähten platzende Schule einen nahezu vollständigen Neubau erhalten soll. Dieser soll aber nicht etwa auf dem Schützenplatz am Hohnhorstweg entstehen, sondern an der Friedrichstraße. Dafür müssen die dortige alte Sporthalle sowie das benachbarte sogenannte Müllerhaus abgerissen werden. Sprecher verschiedener Fraktionen lobten diese Lösung.
Die Stadtverwaltung hatte diese Variante für einen Neubau des Gymnasiums erst vor wenigen Wochen vorgelegt. Zuvor war sie in politischen Sitzungen allenfalls angedeutet worden. Auch aus der Lehrter Bevölkerung hatte es Hinweise gegeben, dass der Abriss der alten Sporthalle genug Platz für ein neues Gymnasium schaffen könnte.
Kai Marlow vom Planungsbüro Mosaik stellte im Schulausschuss die Pläne eingehend vor. Der Neubau könne in zwei Etappen erledigt werden, sagte er. Zunächst soll auf dem jetzigen Schulhof an der Friedrichstraße ein zweieinhalbgeschossiges Gebäude mit Klassenräumen und einer Sporthalle im Untergeschoss entstehen. Wenn dieses fertig ist, folgen die Abrissarbeiten auf der gegenüberliegenden Seite der Straße. Dort entsteht dann das Hauptgebäude des Gymnasiums – samt Tiefgarage mit 80 Stellplätzen, Fachräumen und einem großzügigen Foyer als Veranstaltungsraum.
Der unter Denkmalschutz stehende Altbau des Gymnasiums soll vollständig saniert, mit einem neuen Anbau am Gehrkamp versehen und dann als Campus für die Oberstufe genutzt werden. Die jetzigen Anbauten aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren werden abgerissen.
Marlow und Stadtbaurat Christian Bollwein skizzierten etliche Vorteile dieses Vorgehens. Der gesamte Raumbedarf des Gymnasiums passe in diese Neubauten, es sei auch genügend Fläche für den Pausenhof übrig, die Verzahnung mit der Albert-Schweitzer-Grundschule werde noch enger, Interimslösungen mit Unterricht in zusätzlichen Containern seien nicht nötig. Und schließlich müsse auch keine neue Mensa gebaut werden, weil es am Standort Friedrichstraße bereits eine solche gebe.
Weiterer Vorteil: Wenn die Oberstufe ihre jetzigen Räume am Kurt-Hirschfeld-Forum verlässt und in den Altbau an der Friedrichstraße zieht, wird am alten Standort viel Platz frei. Dort könnten dann Teile der Stadtverwaltung einziehen, hatte Bürgermeister Frank Prüße bereits vor einigen Wochen geäußert.
Marlow betonte, dass auch auf dem Schützenplatz genug Platz für ein neues Gymnasium aus einem Guss sei. Die Schule ließe sich dort auch „in den Baubestand einfügen“, betonte er. Der geforderte Bau einer Sporthalle sei dort aber nicht möglich. Diese müsse dann möglicherweise auf einer Freifläche am Hohnhorstweg hinter dem Freibad entstehen.
Doch keiner der Lehrter Schulpolitiker brach mehr eine Lanze für ein Gymnasium auf dem Schützenplatz. Es gab vielmehr höchstes Lob für Abriss und Neubauten an der Friedrichstraße. Das sei definitiv die „bessere Idee“ und ein „sehr guter Vorschlag“, sagte SPD-Fraktionschefin Maren Thomschke. Ein Neubau auf dem Schützenplatz sei indes nicht diskutabel. Die SPD hatte diese Variante auch im Vorfeld schon vehement abgelehnt und für Anbauten an der Friedrichstraße geworben.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans-Joachim Deneke-Jöhrens betonte zwar weiterhin, dass auch der Schützenplatz für einen Neubau des Gymnasiums „sehr gut geeignet“ sei. Aber dann fehle eben der Schützenplatz, den man an anderer Stelle neu schaffen müsse. Er freue sich indes darüber, dass man in den vergangenen Monaten in der Stadtverwaltung „unvoreingenommen an das ganze Thema herangegangen“ sei und „ohne Scheuklappen“ etwas völlig Neues überlegt habe, dass nun die eindeutig beste Lösung sei.
Auch Christoph Lokotsch (Die Linke) lobte die Pläne für einen Neubau an der Friedrichstraße. Diese würden den Herausforderungen und den Ansprüchen der Schule am ehesten gerecht.
Die Diskussion um die Zukunft des Gymnasiums hatte vor mehr als zwei Jahren begonnen. Zunächst war nur die Rede von möglichen Sanierungen und Erweiterungen an der Friedrichstraße die Rede gewesen, im vergangenen Jahr kam dann der Schützenplatz als möglicher Standort ins Spiel. Dort könne ein Gymnasium aus einem Guss entstehen, hieß es insbesondere aus den Reihen der CDU. Diese Marschroute unterstützte auch der Schulvorstand des Gymnasiums mit Schulleiterin Silke Brandes an der Spitze.
Gegen ein Gymnasium auf dem Schützenplatz erhob sich jedoch erheblicher Widerstand, speziell von den Lehrter Schützen. Eine Petition für den Erhalt des Schützenplatzes unterzeichneten zwischen November und Januar fast 1500 Menschen. Im Februar erst übergab eine Delegation der Schützen die Unterschriftenlisten an den Bürgermeister.
Noch muss der Rat der Stadt dem Votum aus dem Schulausschuss zustimmen. Wann der Bau des neuen Gymnasiums beginnen könnte, ist noch unklar. Bisher ist von Kosten im Bereich knapp unter 50 Millionen Euro die Rede. (Achim Gückel – HAZ/NP)