Eine Ära geht findet ein Ende – Nach acht Jahren am Gymnasium und 13 Jahren an der BBS verlässt Manfred Filsinger Lehrte. In den vergangenen Jahren leistete er als stellvertretender Schulleiter unermesslich viel für das Lehrter Gymnasium. Auch die Fachgruppen Englisch, Geschichte und Darstellendes Spiel werden einen engagierten Kollegen vermissen. Legendär waren seine Aufführungen mit der Theater-AG oder mit den Kursen des Darstellenden Spiels. Das Artikelfoto stammt übrigens von einer pantomimischen Darstellung bei einer Verabschiedung. Manfred Filsinger übernimmt im neuen Schuljahr eine Schulleiterstelle an einem Gymnasium in Peine.
Zu Beginn der Sommerferien veröffentlichte die HAZ/NP einen umfangreichen Artikel über Manfred Filsinger:
„Lehrer zu sein ist meine Passion“
Manfred Filsinger war 21 Jahre lang Lehrer in Lehrte – und ist in der Stadt so bekannt wie der sprichwörtlich bunte Hund. Nun wechselt er ans Peiner Ratsgymnasium. Mit unserer Mitarbeiterin Katja Eggers hat er über 13 Jahre an der berufsbildenden Schule und acht Jahre am Gymnasium gesprochen.
Herr Filsinger, Sie verlassen Lehrte. Gehen Sie mit 57 Jahren etwa schon in den Ruhestand?
Nein, nein! Das wäre zu früh. Lehrer zu sein ist ja meine Passion. Ich werde zum 1. August Schulleiter am Ratsgymnasium in Peine. Am Gymnasium Lehrte war ich die vergangenen vier Jahre stellvertretender Schulleiter. Jetzt habe ich Lust, mal selber eine Schule zu leiten.
Sie wohnen doch in Hannover. Lag es da nicht näher, an eine hannoversche Schule zu gehen?
Ich habe mich bewusst für keine Schule in Hannover entschieden, weil ich die Trennung von Wohnort und Arbeitsplatz wichtig finde. Außerdem kann ich so meinen beiden Kindern aus dem Weg gehen (lacht), die gehen nämlich in Hannover zur Schule. Kurzfristig war auch mal eine Schule in Frankreich im Gespräch, aber das habe ich meiner Frau zuliebe dann doch nicht umgesetzt. Und jetzt wird es eben Peine statt Toulouse.
Sie haben aber schon mal im Ausland unterrichtet, richtig?
Genau. Ich war vier Jahre an einer deutschen Schule in Genua. Während meines Studiums habe ich als Deutschlehrer in London gearbeitet. Vor dem Referendariat war ich ein halbes Jahr lang Englischlehrer in Paris.
Und wie verlief Ihre Lehrerlaufbahn in Lehrte?
Von 1994 bis 2007 war ich an der Berufsbildenden Schule (BBS) Burgdorf-Lehrte beschäftigt, und zwar als Lehrer für Englisch, Geschichte und Darstellendes Spiel. Letzteres habe ich an der BBS erst als AG und später als Unterrichtsfach eingeführt. Die kleine Bühne in der Aula konnte ich damals mit der tatkräftigen Unterstützung durch den Leiter des Fachgymnasiums und den Hausmeister in der Aula aufbauen. Die Bühne des Gymnasiums im Kurt-Hirschfeld-Forum ist natürlich Luxus dagegen.
Die Theaterarbeit ist Ihnen immer wichtig gewesen.
Ja, sehr wichtig! Die Theaterarbeit hilft den Schülern, sich zu entwickeln, Selbstbewusstsein aufzubauen und die eigene Identität zu schärfen. Am Gymnasium habe ich die Theaterarbeit intensiv fortgesetzt, Darstellendes Spiel unterrichtet und drei Jahre die Theater-AG geleitet. Zuletzt haben wir Klassiker modernisiert. Die Inszenierungen waren bewusst sehr jugendnah gestaltet. Mit Jugendsprache und neuen Medien. In „Leonce und Lena“ haben wir mit einer parallel zur Theaterhandlung geführten Fernsehshow gearbeitet.
Sind Theater-AGs denn heute bei Schülern überhaupt noch gefragt?
Oh ja. Aber es wird immer schwieriger, Schüler zu motivieren, ins Theater zu gehen. Das haben wir auch bei unseren eigenen Stücken gesehen. Bei „Leonce und Lena“ hatten wir 250 Zuschauer. Vor zehn Jahren waren in den Schulaufführungen bis zu 1000 Leute.
Was hat sich sonst noch verändert?
Die Lehrer sind heute weniger konservativ und dafür offener für neue Medien, neue Unterrichtsmethoden und mehr Schülerbeteiligung. Ich selbst habe mich in den 21 Jahren ebenfalls verändert. Ich bin Schülern noch zugewandter, kann ihre Probleme und Nöte besser erkennen.
Was lag Ihnen besonders am Herzen?
Viel Herzblut ist in die Koordinierung der Sprachlernklasse geflossen, die es am Gymnasium fünf Jahre gab. Da hatten wir viele Kinder aus Osteuropa, Syrien und dem Irak. Vielen waren traumatisiert durch ihre Flucht. Ich fand es immer wichtig, diesen Kindern so viele Brücken wie möglich zu bauen, damit sie hier in Deutschland einen guten Start erfahren. Das Gymnasium hat diese Herausforderung gemeistert und auch selbst profitiert. Unsere Schüler haben gelernt, Verantwortung zu übernehmen, zum Beispiel als Paten für Flüchtlinge. Wir leben in einer Multikulti-Gesellschaft. Das sollte Schule abbilden – auch das Lehrter Gymnasium.
Was werden Sie in Lehrte vermissen?
Die kurzen Wege, die guten Einkaufsmöglichkeiten und die Ruhe einer Kleinstadt. Und die gute Zusammenarbeit mit Schulleiterin Silke Brandes, den Kollegen und natürlich mit den vielen netten Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern. Der Abschied fällt mir schwer. Für mich waren das hier wichtige Jahre. Und Lehrte habe ich in den vergangenen 21 Jahren richtig lieben gelernt.
(Katja Eggers – HAZ/NP)