Die Jugendbuchautorin Anja Janotta hatte einen anstrengenden Vormittag, was man ihr aber nicht anmerkte. Gleich dreimal las sie in einer Doppelstunde jeweils vor zwei sechsten Klassen aus ihrem Buch „Der Theoretikerclub“ vor und gab Erläuterungen zur Entstehung. So suchte sie vergeblich ein Buch mit einem Helden, der eine Lese-Rechtschreibschwäche hat. Weil sie keins fand, schrieb sie diese Abenteuer um die vier Nerds Linus, Albert, Roman und den Grundschüler Knut, die sich gegen eine Gruppe eher simpel gestrickter Raufbolde und gegen nervige Schwestern zu wehren hat. Eingeleitet wurde die Lesung durch ein Youtube-Video über den Theoretikerclub, das es auf der Homepage zu sehen gibt: www.theoretikerclub.de.
In der Fragerunde erkundigte sich eine Schülerin: „Wird das Buch denn auch verfilmt?“ Anja Janotta zeigte sich sehr interessiert und antwortete: „Ich glaube, das Buch wäre geeignet, denn das Ende ist sehr plakativ!“ Mit etwas Skepsis nannte sie die Zahl von 8000 Jugendbüchern pro Jahr – die können nicht alle verfilmt werden.
Frau Kluge von der Stadtbibliothek hatte die Autorenlesung organisiert.
Im Lehrter Anzeiger berichtete Sandra Köhler über die Lesungen:
Autorin ermuntert Schüler
Anja Janotta liest im Gymnasium Lehrte aus ihrem Buch „Die Theoretiker“ vor
Zum Schreiben für Kinder war Anja Janotta eher aus der Not gekommen: Die Journalistin suchte für ihre Tochter ein Buch, in dem ein Mädchen mit Legasthenie die Hauptrolle spielt – und fand keins. Das erfuhren die Sechstklässler des Lehrter Gymnasiums von Janotta bei ihrer Lesung.
„Kennt ihr diese Freundschaftsbücher?“, fragt Janotta ihre jungen Zuhörer. Bei ihr habe unter dem Punkt „das will ich werden“ immer „Schriftstellerin“ gestanden, erzählte die in München lebende Autorin. Aber ihre Mutter habe sie gewarnt: „Davon kannst du nicht leben.“ Also sei sie Journalistin geworden. Ihr erstes Buch schrieb Janotta dann vor vier Jahren – in nur sechs Wochen. „Und weil das meiner Tochter gewidmet war, wollte mein Sohn dann auch ein Buch.“ So entstand der „Der Theoretikerclub“. Auch wenn ihr Sohn jetzt nicht mehr mit Linus, einem der Mitglieder des Theoretikerclubs, verglichen werden wolle, habe er schon ganz schön viel von ihm. „Besonders die Sprüche“, erklärt die Autorin schmunzelnd.
Janotta genießt nicht nur das Schreiben, sondern auch den Kontakt und Austausch mit ihren jungen Lesern. Das war ihr bei den drei Lesungen, die sie auf Initiative von Ingrid Klug, der Leiterin der Stadt- und Schulbibliothek Lehrte, absolvierte, deutlich anzumerken. „Wir machen ein Quiz, die eine Hälfte von euch sind die Theoretiker, die anderen die Praktiker“, forderte sie die Jungen und Mädchen auf.
So wollte sie etwa wissen, was ein echter Nerd so braucht. Das wusste natürlich jeder: eine Nerdbrille, komische T-Shirts, seltsames Spezialwissen und bestenfalls einen Praktiker an seiner Seite. Auch wenn die Theoretiker knapp gewannen, Bonbons gab es schließlich für alle.
Im Roman von Janotta sähen Linus, Albert und Roman – die in der Theorie ausgesprochen genialen Mitglieder des Theoretikerclubs – ohne Knut allerdings ziemlich alt aus. Das zeigte sich an mehreren Beispielen, die Janotta den Schülern vortrug. Die Intention von Bibliotheksleiterin Klug, Lust aufs Lesen zu machen und bei Jugendlichen für die Bücherei zu werben, dürfte mit dieser Veranstaltung aufgegangen sein. Und all jene, die sich selbst im Schreiben versuchen, spornte Janotta an: „Selbst wenn es euch nicht mehr gefällt, werft es nicht weg. Später werdet ihr sehen, dass die Ideen meist ziemlich gut waren.“ (Von Sandra Köhler)