In der Woche vom 6. bis 13. November hatte eine kleine Delegation aus der Erasmus+AG unserer Schule eine ganz besondere Gelegenheit: Gemeinsam mit Frau Brandes, Herrn Perk, Herrn Fasterding und Herrn Dr. Grobmann durften sieben Schüler aus den Jahrgängen Q1 und Q2 am vierten Treffen des Projekts „Rescuers of Nature“ teilnehmen, das vom Erasmus+-Programm der Europäischen Union finanziert und unterstützt wird. Projektziel ist es, bis im nächsten Jahr eine interaktive Lernplattform und ein zugehöriges Lernspiel zu den Themenbereichen Ökonomie und Ökologie zu erstellen.
Verschiedene Online-Datenbanken dienen dabei quasi als modernes Schulbuch: Mithilfe von Präsentationen, die erklärende Texte, Grafiken und Videos enthalten, können die Schüler zum Beispiel mehr über die Mobilität der Zukunft oder die Vor- und Nachteile verschiedener Energiekraftwerke lernen. In unterschiedlichen Spielwelten, zum Beispiel der Stadt, dem Wald oder dem Strand, können sie schließlich ihr Wissen spielerisch überprüfen.
Die Projektwoche fand dieses Mal vom 6. bis 13. November im sizilianischen Ispica statt – neben der dortigen Schule und dem Gymnasium Lehrte arbeiten am Projekt auch eine spanische und eine französische Schule mit. In der Projektwoche haben wir die italienische Kultur sowie die Insel Sizilien kennengelernt und intensiv an unserem Spiel weitergearbeitet, sodass wir dieses am Ende der Woche erfolgreich vor italienischen Schülern und Medienvertretern präsentieren konnten.
Los ging die Projektwoche für uns schon früh am Sonntagmorgen: Um 4:30 Uhr trafen wir uns am Flughafen in Hannover, von wo aus es um 6 Uhr zuerst nach München ging. Dort vertrieben wir uns die lange Wartezeit, indem wir Musik hörten, schliefen oder schon einen kleinen Teil unseres Taschengelds in einem der teuren Läden und Cafés ausgaben. Am frühen Nachmittag erreichte unser Flugzeug aus München den Flughafen in Catania: Dort empfingen uns eine gut gelaunte italienische Lehrerin, warme Temperaturen und wenig später stieß auch das spanische Team zu uns. Gemeinsam fuhren wir mit dem Bus zur italienischen Schule.
Nach heißen Diskussionen, die sich der Frage widmeten, ob wir uns am besten mit Handschlag, Umarmung, Küsschen rechts und links, mit Verbeugung oder doch Nase an Nase begrüßen sollten, mussten wir uns spätestens jetzt entscheiden: Vor dem Bus warteten nämlich bereits unsere Gastfamilien auf uns, um uns in Empfang zu nehmen. Den Rest des Sonntages nutzten wir, Eis zu essen, die angenehmen Temperaturen zu genießen, uns vom anstrengenden Tag zu erholen und vor allem unsere Heimatorte schon ein wenig kennenzulernen: Dabei trafen wir auch schon andere spanische und italienische Schüler und führten interessante Gespräche.
Der Empfang der Delegationen beim Bürgermeister
Am nächsten Morgen ging der Tag genau so los, wie er hier in Deutschland auch begonnen hätte: Denn mit unseren gastgebenden Schülern besuchten wir erst einmal den Unterricht – hier standen unter anderem Deutsch oder Altgriechisch auf dem Stundenplan.
Im Anschluss durften wir gemeinsam mit allen Projektteilnehmern einige Videos zu über die Schule, die Stadt und Sizilien ansehen. Danach gingen wir in ein Labor, in dem uns ein Chemielehrer verblüffende Experimente vorführte. Gleich nach der Mittagspause begann die erste Arbeitsphase: Jedes Land präsentierte die Fortschritte seit dem letzten Projekttreffen, das im April in Lehrte stattgefunden hatte. Dann diskutierten wir zahlreiche, noch offene Fragen und legten weitere einheitliche Standards für die Fragenkarten, die Spielfelder und die Regeln des Spiels fest.
Kurze Zeit später kam auch das französische Team zu uns, das seine Reise erst an diesem Tag angetreten hatte. Wir empfingen einander und freuten uns, altbekannte und einige neue Gesichter zu sehen.
Der Empfang der Lehrkräfte beim Bürgermeister
Der Dienstagvormittag führte unsere Gruppe zunächst ins Rathaus, in dem uns der Bürgermeister begrüßte. Von dort aus ging es weiter in die Cava d’Ispica, eine riesige und beeindruckende Schlucht, in der früher Menschen in Höhlen gelebt haben und die heute gerne von Touristen oder Wanderern besucht wird. Am Nachmittag nahmen wir dann an einer Stadtführung teil, die wegen Regens leider nur in eingeschränktem Umfang stattfinden konnte: Dabei erkundeten wir noch einmal das Rathaus und eine frühere Markthalle, in der sich heute ein Restaurant und einige Läden befinden; außerdem begaben wir uns in die örtliche Kirche und erfuhren etwas über ihre Geschichte und ihre Einrichtung.
Während viele Italiener und einige, auch deutsche Gastschüler am Abend auf einem 18. Geburtstag waren, traf sich der Rest der Gruppe in einem italienischen Restaurant zum Pizzaessen.
Die am Projekt beteilgten Schüler vor der Kirche von Ispica (ohne die italienischen Schüler)
Nach dem Essen philosophierten wir Deutschen über die für uns ungewöhnliche Tatsache, dass einige Schüler aus anderen Nationen bei der Pizza ziemlich wüst und willkürlich Teile des Belags und des Rands übergelassen hatten. Unsere Diskussion geriet schließlich so ins Absurde, dass wir einen etwa 20-minütigen Lachflash erlitten. Bei dieser hervorragenden Laune fiel es uns dann um so leichter, auch die Schüler aus anderen Nationen und die wichtigsten Speisekartenvokabeln noch ein bisschen besser kennenzulernen.
Am Mittwoch fuhren wir am Vormittag nach Syrakus, wo wir zuerst in einem alten Amphitheater waren. Danach unternahmen wir einen Spaziergang durch die Straßen der Stadt– besonders schön waren die hübschen Fassaden der Häuser und der tolle Blick auf das bläulich glänzende Meer. Die Reise führte uns dann weiter zur Villa Romana del Tellaro, einer antiken Villa, in der einige interessante Mosaike zu sehen sind.
Nach einer Führung in der Villa hatten wir die Gelegenheit, die altrömische Kultur auch mit unserem Geschmackssinn zu erfahren: In einem Restaurant nebenan konnten wir vom Vorläufer der heutigen Bruschetta über eine antike Limonade bis hin zu einer Art Frikadelle mit Fischgeschmack die eigenartigsten Speisen probieren – diese Erfahrung war zwar durchaus interessant, jedoch stieg bei den meisten von uns dadurch eher die Vorfreude auf das nächste zeitgenössische Essen.
Der gemietete Bus brachte uns weiter nach Noto, einer gemütlichen Stadt, die uns durch ihre schmalen Gassen und kleinen Läden, die malerischen Fassaden der Gebäude und das köstliche Eis begeisterte! Wieder in Ispica angekommen, nutzte ein Teil der Gruppe den Abend, um das Spiel zu testen: Das Ausprobieren half super dabei, die noch bestehenden Probleme und Unklarheiten ausfindig zu machen – nach kurzen Diskussionen konnten wir diese auch gleich klären und so unser Spiel weiter perfektionieren.
Am Donnerstagmorgen kam unsere Umgebungstemperatur der in Lehrte herrschenden deutlich näher. An diesen Tag begaben wir uns nämlich hoch hinaus, genauer gesagt auf den höchsten Berg Italiens und größten Vulkan Europas – den Ätna! Früh am Morgen holte uns der Bus aus Ispica ab, nach etwa anderthalb Stunden stiegen wir in der Nähe des Vulkans in kleinen Gruppen in für die Erkundungstour etwas besser geeignete Geländewagen um.
Auf dem Weg nach oben machten wir an verschiedenen Stationen halt: Zuerst stoppten wir, um über eine große Fläche mit Vulkangestein zu laufen, anschließend erkundeten wir einen kleinen Krater. Danach ging es auf einen Berg neben dem eigentlichen Vulkan, der eine atemberaubende Sicht sowohl auf den Ätna, als auch auf die beeindruckende Landschaft und die riesigen Täler bis hin zur sizilianischen Küste bot. Während der Tour begleitete uns ein großartiger Reiseleiter, der uns die Entstehungsgeschichte des Vulkans, den Ablauf einer Eruption und die landschaftlichen Besonderheiten hervorragend erklären konnte – kompliziertere Begriffe kannte er dabei nicht nur auf Englisch, sondern gleich in unseren vier Landessprachen.
Den Nachmittag verbrachten wir dann in Taormina, einer Stadt, die uns mit mindestens genau so viel Charme verzauberte, wie ihn die bisher besuchten Städte auch hatten: Besonders schön waren hier das antike Theater sowie der tolle und weite Blick auf die Stadt und das Meer.
Am Freitag wurde es noch einmal besonders ernst: Für den Vormittag stand die Präsentation unseres Spiels auf dem Programm – diese klappte dank der vielen Vorbereitungen und Nachtschichten vor und in der Projektwoche ziemlich gut. Zur Vorbereitung feilten wir noch aufgeregt an den Spielbrettern, den Fragen und den technischen Voraussetzungen. Als die Veranstaltung begann, spielten wir in gemischten Teams die unterschiedlichen Spiele der Länder – dabei sahen uns italienische Schüler und Medienvertreter, darunter sogar ein lokaler Fernsehsender, begeistert zu. Nach der geglückten Präsentation waren wir froh, dass sich der Aufwand gelohnt hatte und das Spiel nun funktionierte. In den nächsten Monaten bis zum Ende des Projekts müssen wir nun noch an einigen Stellschrauben für das Spiel und die Datenbanken drehen, eine eigene Homepage und die Online-Version des Spiels erarbeiten. Wir sind sicher, dass auch das klappen wird.
Bei der Präsentation der Arbeitsergebnisse
Der letzte gemeinsame Ausflug am Nachmittag führte uns wieder in eine Stadt, dieses Mal nach Modica: Hier waren wir zuerst in einer Kirche, in der sich eine eigenartige Sonnenuhr befand. Da wir an ihrer Funktionsweise interessiert waren, bat die italienische Lehrerin einen Guide um eine Erklärung – als aber selbst sie Schwierigkeiten hatte, dessen „Italenglisch“ zu verstehen, mussten wir die Kirche wohl oder übel ohne genauere Kenntnisse wieder verlassen.
Während der anschließenden freien Zeit liefen wir entspannt durch die Läden der Stadt und nutzten die Gelegenheit, für Modica bekannte Schokolade in den unterschiedlichsten Sorten zu erwerben. Danach trennten sich unsere Wege, der Großteil fand abends in einem Restaurant für Sandwiches wieder zusammen. Lediglich der weibliche Teil der deutschen Delegation entschied sich sofort nach dem Besuch der Kirche für einen Restaurantbesuch – ein eindrucksvoller und amüsierter Bericht über das spezielle Essen und das Geschirr in dem besuchten Restaurant ließ darauf schließen, dass es auch diesem Teil der Gruppe gefiel.
Am Samstag stand uns der Tag zur freien Verfügung, sodass wir die Möglichkeit hatten, mit unseren gastgebenden Schülern etwas zu unternehmen: Einige besuchten an diesem Tag Marzameni, eine kleines und besonders schönes sizilianisches Dorf – dort führte unser Ausflug vorbei an einem Hafen voller Fischerboote auf einen großen Marktplatz mit niedlichen Gebäuden und Sitzmöglichkeiten bis direkt ans Meer, wo wir den Sonnenuntergang genießen konnten. Andere verbrachten den Tag mit ihrer Gastfamilie in anderen Städten oder zu Hause.
Am Abend trafen wir uns für eine Abschiedsparty in einem Restaurant. Statt klassischen Pizzen mit Salami oder Mozzarella, die man wahrscheinlich im Normalfall als Deutscher bestellen würde, gab es dort etwas außergewöhnlichere, aber typisch italienische Variationen zu essen, zum Beispiel mit Mortadella und Pistazien oder Meeresfrüchten und besonderem italienischen Käse. Den letzten Abend konnten wir noch einmal richtig genießen, ehe auch er spät in der Nacht zu Ende war.
Am letzten Morgen zeigte sich das italienische Wetter nochmal von seiner besten Seite: Davon hatten wir allerdings nicht mehr viel – am späten Vormittag brachten uns unsere Gastfamilien zur Schule, an der schon der Bus in Richtung Flughafen auf uns wartete. Nach vielen Umarmungen und umso mehr Tränen ließen wir uns nur mit viel Beharrlichkeit der Lehrer davon überzeugen, den Italienern ein allerallerletztes Mal „Ciao!“ zuzurufen und in den Bus einzusteigen. Am späten Abend kamen wir müde, aber glücklich wieder in Hannover an und waren froh, über unsere Whatsapp-Gruppe zu erfahren, dass auch die Schüler aus Frankreich und Spanien ihre Heimatländer wieder wohlbehalten erreicht hatten.
Wir sind froh, dass wir unser Projekt in Italien weiter voranbringen konnten und guter Dinge, dass wir es im nächsten Jahr zu einem erfolgreichen Abschluss bringen können. Es war toll, nicht nur Italien als Land kennenzulernen, sondern auch einen Einblick in den italienischen Alltag, die Mentalität und die Kultur zu gewinnen. Wir haben die intensiven Gespräche und die einzigartigen Ausflüge sehr genossen sind sehr dankbar, dass wir an der Projektwoche in Italien teilnehmen durften. Die Erfahrungen und Eindrücke sind ein großer Gewinn und für uns alle von unschätzbarem Wert. (Konstantin Klenke)
Hier gelangt man zum italienischen Fernsehbeitrag zur Präsentation des Spiels: (Klaus Perk wird auch interviewt)
Das Artikelfoto zeigt Pauline Zander (l.) und Jil Thiemann (r.) , die über den Fortschritt in Deutschland am ersten Projekttag berichten.