Am 08./09.07.2015 fand der jährliche Unterrichtsgang des 9. Jahrgangs des Gymnasiums Lehrte zur Gedenkstätte des KZ Bergen-Belsen statt.
Das ehemalige Konzentrationslager liegt in der Nähe von Celle. Bergen-Belsen war 1940 eigentlich als Kriegsgefangenenlager gedacht. Die Gefangen wurden anfangs noch den Umständen entsprechend akzeptabel behandelt, dies änderte sich 1941 jedoch drastisch. Es gab weder genug Essen, noch Platz für die Gefangenen. In diesem Jahr starben rund 130 Personen pro Tag. Das Lager wurde am 15. April 1945 von den Briten befreit, bis dahin waren schon mindestens 52.000 Menschen gestorben. Mit der Befreiung waren aber längst nicht alle Probleme gelöst. Leichenberge waren auf dem ganzen Gelände zu sehen, zudem waren die meisten Gefangenen extrem unterernährt und krank. Da das Lager anfangs für ca. 3000 Leute und nicht für 120.000 geplant war, stieß es im Laufe der Jahre an die Grenze seiner Aufnahmekapazität und machte es Seuchen ein leichtes Spiel, sich zu verbreiten. Die Befreier richteten ein DP-Camp (Nothospital) ein, um die Ex-Häftlinge zu versorgen, doch selbst unter ihrer Aufsicht und Versorgung starben den Briten mehrere tausend Menschen unter den Händen weg.
Unsere Führung begann an der Rampe, wo früher die Neuankömmlinge „ausgeladen“ wurden. Wir stellten uns in einen Deportationswagon, um nachvollziehen zu können wie hart so eine Fahrt für die Gegner/Opfer des Nationalsozialismus gewesen sein musste. Wir standen höchsten 10 Minuten in dem Viehwagen und es war anstrengend, stickig und warm, kaum auszumalen wie schlimm 3 Tage (solange waren die Häftlinge im Durchschnitt unterwegs) gewesen wären. Den Gefangenen stand nun ein ca. 6 km langer Fußmarsch bevor, welchen wir aber zum Glück nicht laufen mussten, da wir mit dem Bus dort waren. Um 11:40 Uhr begann die Hauptführung an der Gedenkstätte Bergen-Belsen. Uns wurde von Frau Krohne erklärt, dass das gesamte Gelände ein jüdischer Friedhof sei und deshalb auch keine Bauten (z.B. Nachbauten) möglich seien. Im Zentrum der Anlage steht eine Gedenkmauer, auf der sich verschiedene Schriftzüge befinden (für jedes in dem Lager gefangene/getötete Volk ein Schriftzug). Nach einem längeren Aufenthalt an dieser Mauer gingen wir in das Haus der Stille. Dieses Haus wurde dafür errichtet, um einen Moment inne zu halten und zu versuchen zu verstehen, wie so etwas passieren konnte.
In diesem Haus ist ein Stein platziert, auf dem die Besucher Erinnerungskarten, kleine Steine (jüdische Tradition) und andere persönliche Gegenstände platzieren können. Nach der Besichtigung des Hauses der Stille gingen wir zur Gedenkstätte, der wohl bekanntesten Insassin des Konzentrationslagers: Anne Frank.
Hinter diesen Gedenksteinen liegt eine Wiese, welche mit Hügeln übersät ist. Jeder dieser Hügel ist ein Massengrab mit jeweils 1500 – 5000 Toten. Diese Zahlen machen die Taten der Nationalsozialisten nur noch unverständlicher und die Grausamkeit deutlich. Man muss sich vor Augen führen, dass in einem solchen Grab ein ganzes Dorf in der Größe von Ahlten begraben liegt. Ein Teil meiner Klasse, darunter auch ich, stand eine Viertelstunde vor dieser Wiese und starrte in die Weite. Dieser Moment war auf eine Weise magisch und mysteriös zugleich, man fühlte sich mit der Welt verbunden. Zum Abschluss des Ausfluges besuchten wir noch die Dauerausstellung, in der man sich noch einmal Tagebücher, Berichte, die Geschichte des Lagers und einen Film, der von der britischen Armee bei der Befreiung des Konzentrationslagers zu Dokumentationszwecken gedreht wurde und somit die kaum vorstellbare Grausamkeit in Bildern festhielt, anschauen konnte. Mein Fazit zum Tagesausflug ist, dass es nicht zu realisieren ist, was dort passiert ist. Man fühlt sich irgendwie mit den Toten und anderen Besuchern verbunden, ein erstaunliches Gefühl. (Jonas Timplan aus der Klasse 9c)