Beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen des Gymnasiums Lehrte hat dessen prominenteste Absolventin die Hauptrede gehalten: Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sprach am Sonnabend vor 400 geladenen Gästen im Kurt- Hirschfeld-Forum.
Schüler bildeten vor dem Forum für die Ministerin ein Spalier mit Attrappen von Waggons und Lokomotiven. Sie erinnerten damit an Lehrtes Ursprung als Eisenbahnstadt. Von der Leyen (Spitzname Röschen) hat in Lehrte von 1971 bis 1976 das Gymnasium besucht und dort ihr Abitur gemacht.
„Ich bin gerne auf diese Schule gegangen“, sagte die Ministerin in ihrer Festrede. Vieles bleibe ihr unvergessen, etwa der begehrte Waffelbruch vom Kiosk Sundmacher gegenüber. Das Verbot, in der Pause zum Kiosk zu gehen, habe man selbstverständlich ignoriert: „Wir waren auf Revolte eingestellt“, sagte von der Leyen mit einem Augenzwinkern. Als Gymnasiast habe man ein Raucherzimmer für Schüler gefordert, Hausaufgaben im Bus abgeschrieben, sich in Geschichte gern mal eine Freistunde im Café Isensee gegönnt und Bundesjugendspiele boykottiert.
In der Schullandschaft habe sich viel verändert. Deutschland hole auf bei Themen wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie bei Bildungschancen, „und das Lehrter Gymnasium ist ein Spiegel dessen“, sagte von der Leyen. Schüler könnten dort etwa mittags in der Kantine essen und nachmittags an der Hausaufgabenbetreuung oder an AGs teilnehmen. In Naturwissenschaften gebe es neue Themen wie Klimawandel und Energiewende, und es werde bilingualer Unterricht angeboten.
Eines aber sei in Deutschland eine Konstante: Streit um Schulpolitik. Als Mutter von sieben Kindern könne sie nicht mehr nachzählen, wie viele Elternabende zum Thema Reformen sie besucht habe. „Aber im Grunde wollen wir doch alle nur, dass unsere Kinder in gut ausgestatteten Schulen lernen und von gut ausgebildeten und motivierten Lehrern unterrichtet werden“, sagte von der Leyen. Ihre Schulzeit in Lehrte habe ihr gut getan: „Sie hat mich für das Leben vorbereitet.“
Beim Festakt waren neben der Bundesministerin und ehemaligen Schülerin des Gymnasiums Ursula von der Leyen auch Regionspräsident Hauke Jagau sowie Bundes- und Landtagsabgeordnete unter den Gästen. Auch das aktuelle Lehrerkollegium, Leiter anderer Schulen und viele ehemalige Schüler kamen am Sonnabendvormittag ins Forum. Schulleiterin Silke Brandes blickte in ihrer Rede auf die 100-jährige Geschichte des Gymnasiums zurück. Bürgermeister Klaus Sidortschuk erklärte, die Schule habe sämtliche Höhen und Tiefen schadlos überstanden: „Wegen seines guten Rufes haben Generationen von Eltern ihre Kinder auf das Lehrter Gymnasium geschickt“, sagte er.
Viel Lob gab es von den Bundestagsabgeordneten Maria Flachsbarth (CDU) und Matthias Miersch (SPD). Beeindruckt zeigten sich beide unter anderem von den Aktionen der Schülerfirma. Projekte wie die schuleigene Fotovoltaikanlage seien „regionsweit sehr besonders“, betonte Flachsbarth. Andreas Blasche-Hesse von der niedersächsischen Landesschulbehörde schloss sich den Lobeshymnen seiner Vorredner an. Das Gymnasium punkte mit „schulischer Leistung von hoher Qualität“, „großem Teamgeist innerhalb des Kollegiums“ und „engagierten Lehrern, die Schüler nicht nur begleiten, sondern auch fördern“. Letzteres sei etwa an den hervorragenden Ergebnissen erkennbar, die Lehrter Gymnasiasten immer wieder bei Wettbewerben erzielten. Die Veranstalter ehrten den ehemaligen Schulleiter Wolfgang Meine: Er hatte das Gymnasium von 1989 bis 2009 und damit von allen Rektoren am längsten geleitet. Die Schule gratulierte mit einem Ständchen.
(Katja Eggers, Anzeiger für Lehrte, 24.6.2013)
Foto: Katja Eggers