“Guten Abend, ich bin Schüler des Gymnasiums Lehrte. Wir machen eine Befragung zum Musikleben in Hannover”, sagte Vincent Kulke bei der Augabe der Fragebögen vor dem Konzert der Wiener Philharmoniker in der Stadthalle Hannover. Dem Schüler des Jahrgangs Q2 macht die Mitarbeit an dem Projekt im Seminarfach Freude – jedenfalls meistens: “Teilweise ignorieren einen die Konzertbesucher – das finde ich nicht so gut.”
In der Konzertpause standen die Gymnasiasten mit Urnen, Kugelschreibern und zusätzlichen Informationen für das Publikum bereit. Im Anschluss an das Konzert waren sie mit Urnen an den Ausgängen zu finden. Die Fragebögen werden im Unterricht ausgewertet und anschließend den Konzertveranstaltern zur Verfügung gestellt – in diesem Fall Pro Musica.
Kursleiter Thomas Schachschal zieht eine erste Bilanz nach sechs Befragungen: “Die Schüler haben immer noch viel Spaß an der Projektarbeit. Den meisten von ihnen gefällt es, auf diesem Weg viele Konzerte miterleben zu dürfen. Die Schüler sehen aber auch die Vorteile, die ihre Erfahrungen bei einer späteren Bewerbung bringen können. Ein Schüler hat während eines Bewerbungsgesprächs von seiner Mitarbeit in dem Projekt berichtet. Dieses besondere Engagement kam gut an, und er hat den Ausbildungsplatz bekommen. Außerdem erleben alle, wie mühsam wissenschaftliches Arbeiten sein kann: Es dauert einfach lange, bis man zu verwertbaren Ergbnissen kommt.”
Erste Befragungsergebnisse liegen zum Konzert des “Orquestra de Cadaques” am 13.11. im Kuppelsaal Hannover vor. Thoms Schachschal berichtet: “Der Rücklauf betrug 25 %, womit wir sehr zufrieden sind. Das Publikum kennt sich offenbar in musikalischen Belangen gut aus. 76,4 % stimmten zu, dass Interesse am Interpreten ein Grund für den Konzertbesuch sei. 77 % gehen u.a. wegen des Interesses am Programm in ein Konzert.
86,5 % der Konzertbesucher hat das Konzert gefallen, davon den meisten sogar sehr. Die musikalische Qualität beurteilen nahezu 90% als gut oder sehr gut. Weniger gut, aber doch noch passabel schneidet der Spielort, der Kuppelsaal, ab. In diesem Bereich gibt es auch die größten Veränderungswünsche, die 1/3 der Befragten angeben. 80% sind mit dem Auto angereist, was die seit Jahren immer wieder aufkommende Kritik an der Parkplatzsituation rund um das HCC unterstreicht.
Interessant wird es nun sein, inwiefern sich die Zahlen beim Publikum der Wiener Philharmoniker unterscheiden, denn hier kamen auch viele Nicht-Abonenten. Außerdem werden wir Vergleiche mit der Umfrage anstellen, die Schüler vor 30 Jahren durchführten. Dann sehen wir, in welchen Bereichen sich signifikante Veränderungen der Beurteilung oder Publikumsstruktur ergeben haben.”